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Bitcoins - die Geldidee reloaded

Michael Seibel • Michael Seibel - zur Werthaltigkeit von Kryptowährung   (Last Update: 09.07.2016)

Bitcoin ist eine von inzwischen über 3000 Kryptowährungen. Sie ist eine privat emittierte, virtuelle Währung. Sie kann sich im Gegensatz zu konventionellem Fiatgeld auf keinen Staat stützen und auf keine leistungsstarke Volkswirtschaft. Aber sie mach massiv für sich Reklame. Man fragt sich, wie solches Spielgeld an Wert kommt.

Andererseits haben sich die sozio-kulturellen Kommunikationspraxen in den letzten zwanzig Jahren stark durch das Internet verändert, sodass zu fragen ist, ob dadurch nicht Währungen eine neue Grundlage bekommen, und ob nicht alte Vorstellungen von Werthaltigkeit obsolet werden. Was tun wir eigentlich, wenn wir Geld Wert zusprechen?

Heute wirken Aussagen wie die, dass Information die neue Währung des Zeitalters sei, auf jedermann irgendwie plausibel und doch zugleich wie nur lax ins Ungefähre gesprochen. Ist damit gemeint, dass ein spezifischer neuer Zugang zu Information erforderlich ist, um Waren besser verkaufen zu können, tun wir, was wir schon immer tun, nur eben effektiver oder ändert sich gerade etwas Grundlegendes an den Waren und der Art ihrer Erzeugung und Distribution und mithin vielleicht auch daran, was wir unter Geldwert zu verstehen haben?

Geld - ein Kommunikationsmittel wie Sprache und Schrift

Eins ist klar: solange es Geld gibt, ist Geld überall, wo es auftauchte, Teil der Kommunikationskulturen, so wie Sprache und Schrift. Kommunikation meint allgemein Austausch. Ausgetauscht/verteilt werden Blicke ebenso wie Nahrung, Dinge, Worte, Schrift, Rechte und Strafen, Leistungen und Heiratspartner und vieles mehr. Wenn sich wesentliche Kommunikationsgrundlagen ändern, heißt das nichts anderes, als dass sich die Art und Weise verändert, wie Menschen die vielfältigen Austauschprozesse untereinander gestalten. Die Geschichte der Kommunikationskulturen ist immer auch eine Geschichte der Neubewertungen der verwendeten Kommunikations-, Produktions und Transportmittel und von deren Wert.

So hat die Einführung des Münzwesens den Warentausch komplett verändert und ebenso später das Giralgeld, das kein gesetzliches Zahlungsmittel ist und nie war und dennoch den Großteil der Geldmenge ausmacht, ebenso der Formwandel von Geld in Kapital. Und beide male wurden aus anfänglichen Optionen, aus Ordnungen in statu nascendi, zirkuläre Notwendigkeiten. Aus der Frage, Münzen als Schuldausgleich anzunehmen, wurde die Schwierigkeit, anders keinen Handel mehr treiben zu können. Aus der Option, die Verrechnung von Kontenbeständen als Schuldausgleich zu akzeptieren, das von Vorteil im internationalen Handel der beginnenden Moderne war, wurde die aktive Buchgeldschöpfung der Banken, ohne die heute kein Unternehmen mehr liquide wäre. Die grundlegende Frage nach der Werthaltigkeit von Geld hat sich also bereits mehrfach gestellt, nicht nur bei der Frage nach Währungsparitäten oder in inflationären Krisen.

Neubewertung

Neubewertung beschränkt sich nicht auf neue Austauschverhältnisse einer Währung zu anderen Währungen. Es stellt sich vielmehr die Frage, was Geld heute überhaupt werthaltig macht. Das ändert sich möglicherweise gerade.

Ist Geld noch das selbe wie eh und je, wenn sich die Art, wie Menschen alltäglich miteinander kommunizieren, wesentlich verändert? War es überhaupt bisher ein und dasselbe, oder kommt uns das nur so vor, weil uns bestimmte, das Geld betreffende Vorstellungen in Fleisch und Blut übergegangen sind? Kann also Geld bleiben, was es ist, nachdem die Digitalisierung und die weltweite Vernetzung in den Industrieländern die Bedingungen effizienten Produzierens und gesellschaftlicher Wertschöpfung ebenso drastisch verändert haben wie die alltäglichen Kommunikationsgewohnheiten der Menschen, also vieles von dem, was Menschen persönlich etwas wert ist? Verändert sich damit nicht notwendigerweise auch das, was unter Werthaltigkeit des Geldes zu verstehen ist? Das sind unsere Vorfragen.

Bitcoins (2) - Selbstdefinition



Bitcoins - wie sie sich selbst sehen

Die Idee, so wie Bitcoin.org sich selbst darstellt:

„Bitcoin nutzt Peer-To-Peer-Technologie, um ohne zentrale Autorität auszukommen; die Bearbeitung von Transaktionen und die Ausgabe von Bitcoins wird kollektiv durch das Netzwerk übernommen. Bitcoin ist Open-Source; das Design ist öffentlich, Bitcoin gehört niemandem und wird von niemandem kontrolliert. Jeder kann teilhaben. Durch viele seiner einzigartigen Eigenschaften eröffnet Bitcoin aufregende Nutzungsmöglichkeiten, die durch keines der bisherigen Zahlungssysteme abgedeckt sind.“
(bitcoin.org/de/ (Stand 1.6.2016))

Ob das, was hier und in den folgenden Beschreibungen, technisch bereits umgesetzt ist, sei dahingestellt. Was mich ausschließlich interessiert, ist die Idee eines sich durch veränderte Kommunikationsweisen abzeichnenden Nutzens und dessen mögliche Bewertung. Ob bei den folgenden Beschreibungen bestimmte Aspekte von Leistungen oder ob Aspekte der Kritik daran über- oder untertrieben sind, kann und will ich nicht nachprüfen. Ich will mögliche Denk- und Verwendungsweisen sammeln, die Geld betreffen.

Bitcoin ist so angelegt, dass ihre Einheiten rechnerisch nur in begrenzten Mengen hergestellt werden können und sich über ein IP-basiertes Netzwerk austauschen lassen. Wer zum Unterhalt der Infrastruktur beiträgt, wird in Bitcoins entlohnt. Bitcoins können auf elektronischen Handelsplattformen wie jede andere Währung durch Umtausch erworben werden oder gegen den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen.

Neue Eigenschaften

Als genuin neue Eigenschaften und Produktversprechen werden genannt:

  • Werte können jederzeit direkt von Person zu Person ohne zwischengeschaltete Vermittlungsinstanz übertragen werden.

    Man hat ein Kostenargument:
  • Transfers sind «supergünstig», da teure Banken, Kreditkartengesellschaften oder andere Finanzdienstleister entfallen.

  • Die Blockchain (das Datenpaket, in dem jede Transaktion erfasst und als Information an alle Beteiligten versandt werde,) macht die sichere Abwicklung und Dokumentation digitaler Transaktionen schneller, günstiger und variabler als jede klassische Buchhaltung.

  • Weltweite Zahlungen ohne Kapitalverkehrskontrollen oder sonstige staatliche Eingriffe sind möglich.

  • Es besteht Anonymität fast wie bei Barzahlung.

  • Die dezentrale Verwaltung soll grundsätzlich robuster und katastrophensicherer sein als jedes Bankensystem.

  • Bitcoin sollen inflationssicher sein. Da die Menge des virtuellen Geldes aufgrund des gegebenen «Schöpfungsmechanismus» begrenzt ist, muss der Wert von Bitcoins bei zunehmender Nutzung tendenziell steigen, so wird behauptet.

  • Niemand sei in der Lage, die Geld-Produktion zu beschleunigen, zu beeinträchtigen oder in irgendeiner Weise wesentlich zu missbrauchen.

    Wesentliche klassische Eigenschaften bleiben weiter garantiert:

  • Niemand kann eine Werteinheit zweimal ausgeben. Es besteht jederzeit Einigkeit darüber, wem welche Werteinheit gehört. Bei kryptographischen Währungen werden Neuemissionen und Transaktionen durch eine Mehrheit von sich grundsätzlich misstrauenden und gegenseitig kontrollierenden Teilnehmern bestätigt.

  • Der technische Betrieb der Währung soll durch Honorierung durch neue Währungseinheiten und Gebühren sichergestellt werden.

  • Sicherheit jedes einzelnen Transfers: sicher verschlüsselte Übermittlung von digitalen Werten.

    Merkmale der dezentralen Selbstverwaltung

    Die Anbieter von BitCoin behaupten, dass die Selbstverwaltung demokratisch sei. Demokratien im herkömmlichen Sinn beruhen jedoch auf der Gleichverteilung des Stimmrechts über eine festgelegte Gruppe von Personen. Davon weichen Kryptowährungen entschieden ab. Im Internet sind Personen nicht eindeutig identifizierbar. Bitcoin verteilt die Chancen, bei Neuemissionen und Transaktionsgebühren zu profitieren über den Nachweis von Arbeit (Proof-of-work). Es handelt sich also eher um eine Art Oligarchie. Dabei erhält der Teilnehmer mehr Einfluss auf das Gesamtsystem, wenn er Rechenaufgaben löst und damit aufgewendete Rechenleistung nachweist. Dadurch wird gleichzeitig sichergestellt, dass jederzeit ausreichend viele Teilnehmer ausreichend viel Rechenleistung aufwenden, um das System in Betrieb zu halten und die Buchhaltung des Systems zu erledigen.

  • Bitcoins (3) - Im Internet vorgetragene Bedenken



    Offensichtliche Nachteile

  • Bitcoin ist keine anerkannte Währung, es gibt keine Möglichkeit, mit Bitcoins Steuerschulden zu zahlen.

  • Zyberwährungen genießen keinen gesetzlichen Schutz.

  • Bitcoins sind extrem volatil (tägliche Schwankungen von bis zu 30%). Geringe Handelsvolumina machen es einfach, die Kurse zu manipulieren.

    Voraussetzungen auf Verwenderseite

  • Vertrauen in den Geldschöpfungsprozess

  • Vertrauen in die Sicherheit der Systeme

  • Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Systeme

    Mögliche Gefährdungen von außen

  • Hacker

  • Möglicherweise drohen Regulierungsmassnahmen oder Verbote. Die USA haben angekündigt, Regeln gegen Geldwäsche künftig auch auf virtuelle Währungen anzuwenden.

    Mögliche Gefährdungen von innen

  • Korrekturen am System sind nur möglich, wenn die Mehrheit der Beteiligten diesen durch Anwendung zustimmt. Beispielsweise wurde bei Bitcoin am 15. August 2010 eine nicht regelkonforme Transaktion aufgrund eines Softwarefehlers mehrheitlich automatisch akzeptiert. Diese Transaktion führte zu einer Gutschrift von 184 Milliarden Bitcoins auf zwei Konten. Das entsprach einer schlagartigen Vervielfachung der Geldmenge und damit einer drastischen Inflationierung der bestehenden Guthaben.

    Behoben werden konnte dieser Fehler, indem eine neue korrigierte Software in Umlauf gebracht wurde, die diese Transaktion als nicht regelkonform ablehnte. Da aber niemand die verteilte Datenbank aller Transaktionen korrigieren kann, war der Fehler erst dann behoben, als eine Mehrheit der Beteiligten die neue Software lange genug anwendete, um eine neue längere und damit höher priore Block Chain mit Transaktionsbestätigungen aufzubauen.

  • Das Gesamtsystem ist korrumpierbar, wenn ein Teilnehmer oder eine kooperierende Gruppe von Teilnehmern mehr als 50% der Gesamt-CPU-Leistung aufbringt.

    Kritisiert wird an Bitcoin:

  • ein für die Praxis untaugliches Währungskonzept

  • Der Prozess der Münzschöpfung sei mit einer unglaublichen Energieverschwendung verbunden.

  • Die angebotene Menge von Bitcoins sei konzeptionell beschränkt. Abnehmendes Geldmengenwachstum führe in einer dynamischen Volkswirtschaft zu steigender Arbeitslosigkeit.

  • Das verleite die Wirtschaftssubjekte zum Horten des Geldes.

  • Dadurch werde die Währung schließlich immer illiquider, immer volatiler und werde am Ende immer seltener akzeptiert.

  • Die meisten Bitcoins seien nie in den Umlauf gelangt, sondern würden von Anfang an und zunehmend gehortet.

  • Die technische Basis sei unausgereift.

  • Es sei oft nicht mehr möglich, Bitcoins im Netzwerk zu bewegen. Aufträge würden nur noch mit Verzögerung und unzuverlässig abgearbeitet.

  • Die Bitcoin-Blockchain sei voll.

  • Die Kapazität sei bei etwa 700.000 Bytes pro Block erschöpft, was indirekt zu einer Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 3 Transaktionen je Sekunde führe.

  • Die Transaktionsgebühren seien letztlich unberechenbar, da für die Priorisierung von Ausführungen Zusatzkosten entstünden.

  • Es sei entgegen der Systembeschreibung faktisch möglich gewesen, getätigte Zahlungen nachträglich rückgängig zu machen.

  • Das Bitcoin-Netzwerk sei faktisch an seine Kapazitätsgrenze gelangt.

  • Das Netzwerk werde von wenigen chinesischen Akteuren dominiert.

  • Die dezentrale Verwaltung blockiere die Möglichkeit schneller technischer Abhilfen. Wer vom Horten der Währung profitiert, wolle keine Änderung. So führe das problematische Währungskonzept letztlich auch zur technologischen Blockade.

    Hardware zur schnellen Errechnung von Hashwerten

    Das Aufwenden möglichst hoher Rechenleistungen, um größere Chancen zu haben von Neuemissionen zu profitieren, wird auch als Mining bezeichnet. Seit mit Kryptowährungen reale Waren gehandelt werden und sie auch in konventionelle Währungen getauscht werden, existiert ein echter wirtschaftlicher Anreiz, die zum Schürfen gestellten Rechenaufgaben möglichst effizient zu lösen. Als Beispiel stieg bei Bitcoin die aufgewendete Rechenleistung vom Januar 2013 zum Januar 2014 auf das 660-fache. Für den einzelnen Anwender eines gewöhnlichen PCs ist es damit bei attraktiven Kryptowährungen, bei denen ein Konkurrenzkampf der Rechenleistungen herrscht, nahezu unmöglich geworden, an Neuemissionen oder Transaktionsgebühren Teil zu haben.

    Um diesem Effekt und der steigenden Teilnehmerzahl gerecht zu werden, verfügen Kryptowährungen über anpassbare Schwierigkeitsgrade bei den gestellten Rechenaufgaben. Damit können Emissionsraten konstant gehalten werden und der Aufwand für eine mögliche Manipulation erhöht werden.

    Signierte P2P-Vernetzung der Teilnehmer

    Alle Teilnehmer kommunizieren miteinander über ein Peer-to-Peer-Netzwerk. Dabei wird jede Nachricht, die ein Teilnehmer in dieses Netz sendet, für jeden anderen verfügbar. Eine Nachricht, die in dieses Netz gesendet wird, entspricht einer Veröffentlichung an alle Teilnehmer.

    Digitale Bitcoin-Brieftasche (Wallet)

    unächst erzeugt jeder neue Teilnehmer ein Schlüsselpaar eines asymmetrischen Kryptosystems. Der öffentliche Schlüssel wird über das P2P-Netzwerk veröffentlicht. Der private geheim gehaltene Schlüssel erlaubt es dem Teilnehmer nun, Aufträge für Transaktionen kryptographisch zu signieren. Jeder Benutzer kann auf diese Weise selbst ein Konto eröffnen. Das Konto weist als neu erzeugtes Konto ein Guthaben von Null auf. Der veröffentlichte Schlüssel ist dabei praktisch die Kontonummer und wird auf Englisch als Account Address bezeichnet. Der private Schlüssel sichert die Verfügungsgewalt über das Konto. Da jeder Teilnehmer grundsätzlich beliebig viele solcher Schlüsselpaare erzeugen kann, werden diese in einer als Wallet (engl. für Brieftasche) bezeichneten Datei aufbewahrt.

    Will nun ein anderer Teilnehmer einen Betrag auf das eben eingerichtete Konto überweisen, so erstellt er einen Überweisungsauftrag mit dem Betrag, dem öffentlichen Schlüssel des Zielkontos und signiert diesen Auftrag mit seinem geheimen Schlüssel. Dieser Auftrag wird über das P2P-Netz veröffentlicht. Er muss nun überprüft und in der gemeinsamen Buchhaltung als Transaktion beglaubigt und archiviert werden.

    Jeder Teilnehmer kann anhand des öffentlichen Schlüssels überprüfen, ob der Überweisungsauftrag tatsächlich vom legitimen Absender erstellt wurde. Damit wird Diebstahl von fremden Konten verhindert. Danach kann anhand der bisher archivierten Buchhaltung überprüft werden, ob das absendende Konto auch über das nötige Guthaben verfügt. Damit wird das Überziehen eines Kontos bzw. das doppelte Ausgeben des Guthabens verhindert. Erst wenn der Überweisungsauftrag als regelkonform akzeptiert wurde, wird ein Teilnehmer versuchen, ihn in die Buchhaltung einzutragen.

    Buchhaltung

    Bis jetzt besteht die Kryptowährung lediglich aus einem P2P-Netz, in dem mit asymmetrischer Kryptographie signierte Botschaften veröffentlicht werden. Der wesentliche Teil ist die besondere Form der Buchhaltung. Diese besteht aus Datenblöcken, die jeweils ihren Vorgänger referenzieren und damit eine Kette bilden. Jeder Datenblock bildet eine neue Seite der gemeinsamen Buchhaltung.

    Jeder Teilnehmer, der dieser Buchhaltung einen neuen Block hinzu fügen möchte, darf darin außer den zu bestätigenden neu angefallenen Transaktionen auch eine Transaktion aus dem Nichts auf sein eigenes Konto eintragen. Er erhält damit den an diesen Block gebundenen, vom Regelwerk vorgegebenen Teilbetrag der Neuemission. Aus diesem Grund sind viele Teilnehmer bestrebt, solche neuen Blöcke zu erstellen und zu veröffentlichen.

    Zur Begrenzung der damit verbundenen Neuemissionen wird diese Erstellung neuer Blöcke mit einer Schwierigkeit verbunden. Dazu muss von dem Block eine als kryptologische Hashfunktion realisierte Einwegfunktion errechnet werden. Dieser Hashwert muss eine allgemein anerkannte Bedingung erfüllen, um als gültiger neuer Block anerkannt zu werden. Im einfachsten Fall muss der Wert unterhalb eines vorgegebenen Grenzwerts liegen. Je kleiner dieser Grenzwert ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der neu errechnete Hashwert darunter liegt. Entsprechend schwieriger ist es, einen solchen Block zu erstellen. Der Teilnehmer muss den Block nun solange verändern, bis er einen gültigen Block erstellt hat, dessen Hashwert unter dem Grenzwert liegt. Dazu enthält jeder Block einen als Nonce bezeichneten Wert, dessen einzige Funktion darin besteht, solange verändert zu werden, bis der Hashwert des gesamten Blocks dadurch die Bedingung erfüllt. Da es sich um eine Einwegfunktion handelt, ist es nicht möglich, den benötigten Nonce direkt zu errechnen. Die Schwierigkeit besteht also darin, solange den Hashwert veränderter Blöcke zu errechnen, bis zufällig dabei ein Wert unter dem vorgegebenen Schwellwert erreicht wird.

    Um die lückenlose Abfolge der Blöcke manipulationssicher zu dokumentieren, muss jeder neue Block zusätzlich auch den Hashwert seines Vorgängers enthalten. Dadurch bilden die Blöcke später eine Kette, deren lückenloser unveränderter Zusammenhang für jeden leicht nachprüfbar ist. Der hohe Aufwand zur Erstellung regelkonformer neuer Blöcke begrenzt nicht nur die Rate der Neuemissionen, sondern erhöht gleichzeitig den Aufwand, eine Fälschung zu erstellen. Hat ein Teilnehmer als erster einen gültigen neuen Block erstellt, kann er ihn im P2P-Netz veröffentlichen. Die anderen Teilnehmer können ihn prüfen und wenn er den vereinbarten Regeln entspricht, wird er der aktuellen Block Chain hinzugefügt und als neuer letzter Block der Kette akzeptiert.

    Die in dem neuen Block enthaltenen Transaktionen sind damit zunächst nur von diesem einen Teilnehmer bestätigt, der den Block erzeugt hat. Sie sind damit nur bedingt glaubwürdig. Wurde der Block aber von den anderen Teilnehmern ebenfalls als gültig akzeptiert, werden diese seinen Hashwert in ihre neu zu erstellenden Blöcke eintragen. Hält die Mehrheit der Teilnehmer den Block für gültig, wird die Kette also ausgehend von diesem Block am schnellsten weiter wachsen. Hält sie ihn nicht für gültig, wird die Kette ausgehend vom bisher letzten Block weiter wachsen. Die Blöcke bilden also keine einfache Kette, sondern einen Baum. Nur die vom ersten Block (Wurzel) längste in dem Baum enthaltene Kette wird als gültig betrachtet. Dadurch besteht diese Form der Buchhaltung automatisch aus denjenigen Blöcken, die die Mehrheit als gültig akzeptiert haben.

    Der erste Block, mit dem eine Kryptowährung auch gestartet wird, wird als Genesis Block bezeichnet. Er ist der einzige Block, der keinen Hashwert eines Vorgängers enthält.

    Jeder Teilnehmer, der basierend auf einem Block einen neuen erzeugt, akzeptiert und bestätigt damit auch die bisherigen Blöcke als regelkonform. Je mehr neue Blöcke basierend auf einem bestehenden Block erzeugt werden, desto besser sind die darin enthaltenen Transaktionen kollektiv bestätigt und damit unwiderruflich im Netz dokumentiert.

    Variable Schwierigkeitsgrade

    Durch die Anpassung des Schwierigkeitsgrads an die von den Teilnehmern aufgewendete Rechenleistung kann die Rate, mit der neue Blöcke erfolgreich erstellt werden, justiert werden.

    Bei Bitcoin wird dieser Wert nach 2016 Blöcken so angepasst, dass durchschnittlich mit einem neuen Block alle 10 Minuten zu rechnen ist. Die Anpassung findet also ungefähr alle zwei Wochen statt. Wer eine Transaktion durchführen möchte und diese dazu vom Netz der Teilnehmer bestätigt braucht, muss also im Durchschnitt 10 Minuten warten, bis diese in einem neuen Block eingetragen wurde. Nach etwa einer Stunde wurden diesem Block fünf weitere hinzugefügt. Wer jetzt noch diese Transaktionen in Frage stellen wollte, müsste sechsmal so viel Rechenleistung aufwenden wie der gesamte Rest aller Teilnehmer weltweit, um einen alternativen gültigen Zweig in der Block Chain zu etablieren. Damit ist es nahezu unmöglich, einmal eingetragene Transaktionen zu löschen oder zu verändern.

    Transaktionsgebühren

    Um Angriffe auf den Betrieb einer Kryptowährung durch Überlastung (Denial-of-Service-Angriffe) zu vermeiden, werden Transaktionsgebühren erhoben, die sinnlose Überweisungen von Kleinstbeträgen vermeiden sollen. Diese Transaktionsgebühren werden erhoben, indem der Ersteller eines neuen Blocks darin die Übertragung des vereinbarten Betrags auf sein eigenes Konto mit eintragen darf.

    Die Transaktionsgebühren bilden damit zusätzlich zu den Neuemissionen einen Anreiz sich an der Erstellung neuer Blöcke zu beteiligen. Sie bilden auch dann noch einen wirtschaftlichen Anreiz zur Beteiligung, wenn keine rentablen Neuemissionen mehr stattfinden.

    Da Blockgrößen begrenzt sind, kann es passieren, dass Transaktionen länger warten müssen, um in einen neuen Block aufgenommen zu werden. Will der Initiator der Transaktion diesen Vorgang beschleunigen, kann er freiwillig in seinem Überweisungsauftrag eine erhöhte Transaktionsgebühr eintragen. Die anderen Teilnehmer werden diese Transaktion dann bevorzugt in ihre neuen Blöcke einbauen, um diese erhöhte Transaktionsgebühr für sich zu verbuchen.

  • Skalierbarkeit - Das Problem

    Die Anwendung von aktuellen Kryptowährungen in der hier beschriebenen Art stößt in der Praxis an Einschränkungen, was das Zeitverhalten sowie den Kommunikations- und Speicherbedarf betrifft. Wer die Glaubwürdigkeit einer Überweisung oder eines Kontostandes selbst überprüfen möchte, muss die aktuelle Block Chain bis zurück zum Genesis Block kennen. Dazu muss jeder Teilnehmer im P2P-Netz der Währung eine vollständige Kopie der bisherigen weltweiten Buchhaltung speichern. Die praktische Anwendung einer Kryptowährung mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie z. B. eine Kreditkarte, würde die Buchhaltung schnell in schwer handhabbare Ausmaße treiben.

    Zum Vergleich: Die umsatzstärkste Kryptowährung Bitcoin hatte im Dezember 2013 durchschnittlich ca. 30 Transaktionen pro Minute. Die Visa Inc. im Vergleich ca. 200.000 mit einem Buchungssystem, das im August 2013 auf 47.000 Transaktionen pro Sekunde getestet wurde.

    Der Lösungsansatz

    Um praktikable Raten für ein weit verbreitetes alltagstaugliches Zahlungsmittel zu erreichen, muss der P2P-Ansatz, nach dem alle das Gleiche tun, aufgegeben werden. Der immense Speicherbedarf könnte dann mit Archiv-Servern realisiert werden, die als einzige die gesamte Block Chain speichern. Darauf aufbauend arbeiten voll validierende Server, indem sie initial die Block Chain aus den Archivservern laden aber im Betrieb nur mit einem Teil davon arbeiten. Sie übernehmen die eigentliche Last der anfallenden Buchungen. Teilnehmer könnten dann Software zur vereinfachten Überprüfung von Zahlungen betreiben und von den Servern nur Teilinformationen empfangen.

    In der Praxis wären auch Dienstleister denkbar, die ähnlich einer Versicherung zu einem Überweisungsauftrag Überprüfungen durchführen und das Restrisiko versichern. Ein Kunde muss nur seinen Kontostand kennen und kann mit seinen privaten Kryptoschlüsseln (dem Wallet) auch ohne eine Kopie der Block Chain einen Überweisungsauftrag erstellen und digital signieren. Der Händler könnte ihn seinem Dienstleister zur Überprüfung schicken und hätte ähnlich schnell ein Ergebnis wie bei anderen unbaren Zahlungsmitteln. Die sofortige Zahlung beispielsweise mit einem Smartphone an der Kasse eines Einzelhändlers ist damit denkbar.

    Diese Ansätze führen aber wieder zur Einführung von Dienstleistern und würden den ursprünglichen Gedanken einer Währung, die ohne einen vertrauenswürdigen Dritten besteht, aufgeben. Allerdings wäre der gesamte Vorgang im Gegensatz zu Banken weiterhin für jeden transparent. Wie bisher könnte bei Bedarf jeder auch auf den vollen Umfang eines Archivservers zugreifen, falls er eine Veranlassung dazu sieht.

    Mit dem im Folgenden beschriebenen Konzept teilbarer Blöcke, können einzelne Buchungen mit SPV-Applikationen überprüft werden ohne einer Dienstleistungsschicht vertrauen zu müssen.

    Teilbare Blöcke

    Wenn in jedem Block der Hashwert über den vollständigen Vorgänger gespeichert wird, benötigt man jeweils auch den vollständigen Block, um die Lückenlosigkeit der Kette zu überprüfen. Man benötigt also die gesamte Buchhaltung, auch wenn man nicht an jeder einzelnen Buchung interessiert ist.

    Um das zu verhindern, werden Hash-Bäume eingesetzt. Anstatt einen Hashwert über den gesamten Block zu bestimmen, kann man auch Hashwerte einzelner Transaktionen errechnen und diese als Hash-Baum organisieren. An der Wurzel des Baumes erhält man damit wieder einen Hashwert, der alle Transaktionen zusammenfassend absichert. Damit kann ein Block-Header erstellt werden, der nur noch den Hashwert des Vorgängers, den Nonce und den Wurzel-Hashwert des eigenen Baums enthält.

    Der einzelne Block wird dadurch zwar größer, aber die Lückenlosigkeit der Kette lässt sich jetzt allein anhand der vergleichsweise kleinen Block-Header überprüfen. Diese Header lassen sich also bequem speichern.

    Die Block Chain ist damit eine Reihe von Hashbäumen, bei denen zunächst nur die Wurzel und deren Verkettung von Interesse sind. Möchte eine SVP-Anwendung eine einzelne Transaktion überprüfen, so benötigt sie nur den dafür relevanten Teilbaum, um den Hashwert der Transaktion anhand der Werte dieses Teilbaums bis zur Wurzel überprüfen zu können. Dem voll validierenden Server oder den Archiv-Servern, von dem der Teilbaum bezogen wird, muss nicht vertraut werden. Der Teilbaum stellt mit seinen Hashwerten die überprüfbare Verbindung zwischen der einzelnen Transaktion und dem Block-Header des Blocks, in dem sie gebucht wurde dar. Dieses Verfahren erlaubt es mit sehr geringem Aufwand, die Gültigkeit einer Buchung zu kontrollieren ohne die restliche Buchhaltung zu kennen. Eine SVP-Anwendung ist damit die minimale Lösung für die Entgegennahme von Zahlungen.

    Die relativ kleinen Block-Header sind mit ein Grund dafür, dass spezialisierte Hardware extrem effizient für das Mining eingesetzt werden kann. Es wird für jeden neuen Nonce nur der Hashwert des kleinen Block-Header und nicht des gesamten Blocks berechnet. Der Speicherbedarf ist also sehr gering.

    Genau das versuchen neuere Hashfunktionen wie scrypt zu vermeiden, indem sie den Speicherbedarf künstlich erhöhen und damit den Einfluss spezieller Hardware auf die Währung reduzieren.

    Mining Pools

    Mit steigendem Interesse an einer Kryptowährung steigt naturgemäß die Anzahl derer, die an den Neuemissionen beteiligt sein möchten. Der einzelne Teilnehmer konkurriert mit der wachsenden Rechenleistung aller anderen Teilnehmer. Gleichzeitig steigt mit wachsendem Interesse in der Regel auch der Tauschwert der Währung. Das führt zu der Situation, dass die Neuemissionen für neue Blöcke immer wertvoller werden und es gleichzeitig aber auch immer unwahrscheinlicher ist, diese als einzelner Teilnehmer zu bekommen.

    Mining Pools sind von der Motivation vergleichbar mit Spielgemeinschaften beim Lotto. Mehrere Teilnehmer investieren gemeinsam, um die Chance auf einen Gewinn zu erhöhen und teilen diesen dann untereinander auf. Ein zentraler Dienstleister erlaubt es den Teilnehmern, sich bei ihm anzumelden. Mit speziellen Applikationen stellen die Teilnehmer die eigene Rechenleistung dem Dienstleister zur Verfügung. Dieser bestimmt einen neuen Block und teilt zu durchsuchende Intervalle des Nonce einzelnen Teilnehmern zu. Alle arbeiten dadurch parallel an dem gleichen Problem, das normalerweise ein einzelner Knoten zu lösen versucht. Findet ein Teilnehmer dabei einen Nonce, der zu einem gültigen Block führt, kann der Block veröffentlicht und der Gewinn aufgeteilt werden.

    Der Betreiber des Pools erhält von den Teilnehmern nicht nur deren Rechenleistung, sondern auch deren mehrheitsbildendes Stimmrecht. Das Prinzip der Quasi-Demokratie per Rechenleistung wird damit unterwandert. Der Teilnehmer eines Mining-Pools stellt im übertragenen Sinn seinen Stimmzettel dem Betreiber zur Verfügung (siehe Risiken, Mehrheitsbeschluss per Rechenleistung).

    Informationelle Selbstbestimmung

    Kryptowährungen arbeiten mit einer öffentlichen Buchhaltung. Jeder Teilnehmer hat damit ungehinderten Zugriff auf sämtliche Transaktionen seit Einführung der Währung. Es gibt keine Bank und damit auch kein Bankgeheimnis. Allerdings gibt es ohne Bank auch keine Instanz, die einen Teilnehmer als Person registriert. Jeder kann ein Schlüsselpaar erzeugen und mit dem öffentlichen der beiden Schlüssel am Zahlungsverkehr teilnehmen. Dieser öffentliche Schlüssel ist das Pseudonym des Teilnehmers. Kryptowährungen in der hier beschriebenen Form sind also ihrem Wesen nach bereits pseudonymisiert. In Deutschland sind Dienstanbieter gemäß § 13 Absatz 6 Telemediengesetz verpflichtet, „die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen“. Eine Kryptowährung erfüllt diese Anforderung bereits durch ihre Konstruktion.

    Allerdings schützen Pseudonyme nicht davor, dass die Zuordnung zu einer Person auf anderem Weg durchgeführt werden kann. Zahlungsvorgänge sind naturgemäß oft mit der Angabe weiterer Informationen wie etwa einer Lieferadresse, einer E-Mail-Adresse oder ähnlichen Informationen verbunden. Um zu vermeiden, dass in einem solchen Fall die gesamte Chronik aller Buchungen dieser Person offen liegt, kann jeder Teilnehmer eine beliebige Anzahl Schlüsselpaare und damit Pseudonyme erzeugen. Anonymität kann damit allerdings nicht erreicht werden.

    Anonymisierung<

    Um die Rückverfolgbarkeit von Zahlungen zu verhindern, werden als Dienstleistung Konten angeboten, die es erlauben, Transaktionen so über sie abzuwickeln, dass die Erkennung eines Zusammenhangs zwischen den eingehenden und ausgehenden Transaktionen möglichst erschwert wird. Derartige Dienste werden als mixing service (Mischdienst) oder in Anlehnung an den Tatbestand der Geldwäsche auch als laundry service (Wäscherei) bezeichnet.

    Der Nachteil besteht darin, dass den Betreibern dieser Dienste vertraut werden muss, sowohl was die Anonymisierung als auch die tatsächliche Ausführung der Zahlung betrifft. Das läuft der Grundkonzeption einer Kryptowährung zuwider. Auch laundry services lassen sich als dezentraler Dienst der Gemeinschaft der Teilnehmer einer Kryptowährung realisieren. Mit Commitment-Verfahren, kryptographischen Akkumulatoren und Zero-Knowledge-Beweisen lässt sich eine Art digitales schwarzes Brett erzeugen, an dem anonym Beträge deponiert und wieder abgeholt werden.

    Softwarefehler

    Auch Kryptowährungen sind wie alle mit Software betriebenen Systeme nicht vor Softwarefehlern sicher. Beispiele: Die Überweisung von 184 Milliarden BTC (es sollte niemals mehr als 21 Millionen BTC geben) am 15. August 2010 beruhte auf einem arithmetischen Überlauf.Am 11. März 2013 spaltete sich die Block Chain in zwei von unterschiedlichen Teilnehmergruppen für gültig befundene Äste. Es lag also eine inkonsistente Buchführung vor. Ursache war eine ungewollte Inkompatibilität einer neuen Softwareversion. Es wurden Blöcke erzeugt, die ältere Versionen als nicht regelkonform ablehnten. Der Vorfall ist auch ein Beleg für den besonderen Einfluss der Betreiber von Mining-Pools oder leistungsstarker Hardware auf die Währung. Sie wurden aufgefordert, kurzfristig einen Downgrade durchzuführen, bis eine korrigierte Fassung vorlag.

    Bisher, so heisst es, konnten beim Bitcoin alle Störfälle durch Softwarekorrekturen und kooperatives Verhalten der Beteiligten behoben werden. Es gibt jedoch keine Garantie, dass dies bei allen Kryptowährungen und für alle Zeit so sein wird. So gesehen muss auch die eingangs gemachte Aussage über das Nichtvorhandensein eines Single Point of Failure relativiert werden. Wenn eine Kryptowährung fast ausschließlich mit Software aus einem Quelltext betrieben wird und es keine unabhängigen Implementierungen gibt, dann stellt dieser Quelltext einen Single Point of Failure dar.

    Mehrheitsbeschluss per Rechenleistung

    Durch den Mehrheitsbeschluss per Rechenleistung sind derartige Kryptowährungen der Gefahr ausgesetzt, durch Organisationen, denen es gelingt 51 Prozent der Rechenleistung aufzubringen, manipulierbar zu werden (51-%-Attacke). Der Mining-Pool GHash.IO erreichte im Januar 2014 kurzfristig beim Bitcoin-Mining 42 Prozent. Die beiden Mining-Pools GHash.IO (ca. 34 Prozent) und BTC Guild (ca. 24 Prozent) wären mit zusammen ca. 58 Prozent derzeit gemeinsam in der Lage, den Bitcoin zu kontrollieren (Stand 19. Januar 2014). Der ursprüngliche Gedanke des Proof-of-work-Konzeptes, die Kontrolle der Währung gleichmäßig über die Vielzahl der CPUs weltweit zu verteilen, ist damit nicht gelungen.

    Datenverlust und Datendiebstahl

    Da die Verfügungsgewalt über ein Guthaben in einer Kryptowährung ausschließlich durch die geheimen privaten Schlüssel besteht, sind in der Vergangenheit bereits Guthaben durch Datenverluste unwiederbringlich verloren gegangen. Eine Rückerstattung auf anderem Weg ist in der Regel ausgeschlossen, da verlorenes Guthaben prinzipiell nicht von geparktem und derzeit unbenutztem Vermögen unterschieden werden kann. Das führt auch dazu, dass die tatsächlich handelbare Geldmenge nicht bekannt ist.

    Die vom Speicherbedarf vergleichsweise kleinen Schlüssel für die Verfügung über ein Guthaben sind auch ein leichtes Ziel für Computerkriminelle. Sie lassen sich ähnlich wie Passwörter mit Schadprogrammen ausspähen. Durch den weltweiten Betrieb mit Pseudonymen ist eine strafrechtliche Verfolgung derartiger Diebstähle von Kryptoguthaben kaum erfolgversprechend. Als Konsequenz bieten bereits Firmen die sichere Verwahrung von Kryptoguthaben als Dienstleistung an.

    Verteilung

    Einige Kryptowährungen sind der breiten Öffentlichkeit gegenüber unfair, indem wesentliche Teile der Neuemissionen bereits von den Gründern getätigt wurden oder der Start mit den höchsten Erträgen lange nicht ausreichend bekannt gemacht wurde.

    Der Bitcoin ist so angelegt, dass mit den ersten 210.000 Blöcken (also innerhalb ca. vier Jahren) die Hälfte aller Bitcoins (also 10,5 Mio.) emittiert sind. Seit dem Erreichen dieses Blocks am 28. November 2012 ist die Neuemission halbiert und wird in gleicher Weise alle vier Jahre weiter halbiert. An diesem Tag gab es ein einzelnes Konto mit einem Guthaben von 111.111 BTC, also etwas über 1 Prozent aller Bitcoins.

    Ein Jahr später im Dezember 2013 stellte sich heraus, dass 47 Personen 28,9 Prozent der emittierten 12 Millionen BTC halten. Weitere 880 Konten halten 21,5 Prozent. Die Hälfte aller bis dahin geschürften Bitcoins gehören damit höchstens 927 Personen. Weitere 10.000 Personen halten weitere 25 Prozent, so dass die restlichen ca. 1.000.000 Teilnehmer sich das verbleibende Viertel teilen.

    Kursschwankungen und Kursmanipulationen

    Vergleichsweise wenige der weltweit betriebenen Kryptowährungen sind in regulären Währungen handelbar. Oft sind sie höchstens in anderen Kryptowährungen handelbar. Sie werden in der Regel von Banken ignoriert.

    Diejenigen, die konvertierbar sind, können aufgrund ihrer hohen Volatilität riskant sein und stellen ein potentielles Ziel für Pump-and-Dump-Angriffe dar. Als große verteilte Automaten ohne jede Fähigkeit auf den Markt, dem sie als Zahlungsmittel dienen sollen, zu reagieren, sind sie ungeeignet, eine stabile Währung zur Verfügung zu stellen. Insbesondere bei vergleichsweise geringem Volumen stellen Kryptowährungen ein Spekulationsobjekt dar, bei dem stabile Wechselkurssysteme zu konventionellen Währungen unwahrscheinlich sind.

    Die oft vorliegenden stark ungleichmäßigen Verteilungen stellen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine Gefahr für die Stabilität des Wechselkurses zu etablierten Währungen dar. Wenn sehr wenige Personen über sehr große Teile der Währung verfügen, wird der Wechselkurs erheblich beeinflusst, sobald auch nur ein Teil dieses Personenkreises damit aktiv wird. Diese Personen können damit einen „Dump“ ohne vorherigen „Pump“ aber mit gleicher Wirkung durchführen.

    Die Kryptowährung sichert nur ihren eigenen Bestand. Sie dokumentiert, welchem Schlüssel welches Guthaben gehört, limitiert und regelt Neuemissionen und verhindert Doppelausgaben. Die Wechselkurse entstehen vollkommen außerhalb dieses Systems. Die Wechselkursangaben gegenüber konventionellen Währungen sind Angaben von Händlern oder Börsen und grundsätzlich auch manipulierbar. Sie stellen insbesondere keine Garantie dar, dass die Kryptowährung tatsächlich zu diesem Kurs getauscht wird.

    Ressourcen-Verbrauch

    Eine Algorithmik, die zu einem solchen Steigerungsverhalten führt, ist keine Lösung, die effizient mit den Ressourcen umgeht. Aber es gibt Kryptowährungen, die ohne das Lösen einer rechen- oder speicherintensiven Aufgabe auskommen.

    Sonstiges

    Kryptologische Sicherheit: Die Sicherheit einer Kryptowährung ist wesentlich von der Sicherheit der darin verwendeten Verfahren bestimmt. Beispielsweise wurde SHA-2 als Reaktion auf bekanntgewordene Angriffe gegen SHA-1 entwickelt. Sollte sich etwas Ähnliches mit SHA-2 oder einer anderen Hashfunktion wiederholen, wären darauf basierende Kryptowährungen manipulierbar.

    Rückbuchung

    Da Transaktionen irreversibel sind, besteht beim Tausch gegen rückbuchbare Bezahlarten (Lastschrift, Kreditkarte, PayPal u.ä.) für Händler von Kryptowährungen die Gefahr, nach einer Rückbuchung auf dem Verlust sitzen zu bleiben.

    Werthaltigkeit von Kryptowährung

    Kryptowährungen haben, so wie Zentralbankgeld, welches ebenfalls Fiatgeld ist, außer ihrer Nützlichkeit keinen intrinsischen Wert. Ihr Wert entsteht nur durch die Akzeptanz der Nutzung und der Vorteilen, die sich daraus ergeben.

    In Deutschland wurden bisher nur Bitcoin 2013 als „Rechnungseinheiten“ (engl. “unit of account”) und eine Art „privates Geld“, welches in „multilateralen Verrechnungskreisen“ eingesetzt werden kann, rechtlich und steuerlich von der Bundesregierung anerkannt. Damit ordnet die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Bitcoin als mit Devisen vergleichbare Werteinheiten ein. Bitcoin ist damit aber weder gesetzliches Zahlungsmittel noch E-Geld, Devisen oder Sorten.

    Idee des Geldes



    Sind Bitcoins überhaupt Geld?

    Gibt es (noch) so etwas wie eine Idee des Geldes, einen unveränderlichen Charakter der Mannigfaltigkeit des unter den Begriff Geld Subsumierten? Was sollte das sein?

    Für Platon bezeichnet zum Beispiel die Idee der Frömmigkeit sowohl das Wesen aller frommen Handlungen als auch dasjenige paradeigma der Frömmigkeit, aufgrund dessen die Bestimmung von allem, was unter diesen Begriff fällt, ebenso erst möglich wird wie die praktische Nachahmung frommer Handlungen. Was wäre in diesem Sinn die Idee des Geldes? Und sind Bitcoins Geld oder sozusagen nur dessen fromme Nachahmung?

    Geld entspricht offensichtlich in seinen verschiedenen Formen Entwicklungsstufen von Märkten. Märkte sind allgemein Orte des Austausches von Gütern und Dienstleistungen, die nicht dem Eigenbedarf zugeführt werden. Der Austausch ist auf welcher bisherigen Entwicklungsstufe auch immer ein Vorgang zwischen Menschen und selbst dann, wenn heute Algorithmen über Kauf und Verkauf entscheiden, eine von Menschen geplante und von Menschen mehr oder weniger gut kontrollierte Form der Kommunikation. Geld ist in diesem Sinn ein Mittel der Kommunikation wie Sprache, damit es ökonomisches Tauschmittel sein kann. Wie auch immer man Märkte unterscheiden möchte, nach Faktormärkten und Gütermärkten, nach räumlicher, rechtlicher Ausdehnung, nach Beschaffungs- oder Absatzmärkten: ein Markt, das können zwei Personen sein, die sich treffen, der klassische Marktplatz einer Stadt, ein Supermarkt oder eine Börse, eine Finanzplattform oder ein Shop im Internet, ein Schwarzmarkt mit Zigarettenwährung nach dem Krieg oder das Darknet und vieles mehr. Uralte Formen von Märkten und ganz junge bestehen nebeneinander. Autoren wie Pierre Bourdieu sprechen sogar auch von der Existenz nicht ökonomischer Märkte.

    Wenn man nach dem Wesen des Geldes fragt, sollte man es, denke ich, nicht allein im funktional hochdifferenzierten System Markt a la Luhmann suchen. Natürlich sind heute alle umsatzstarken Märkte hochdifferenziert, aber die Idee des Geldes – falls es heute noch Sinn macht, von einer Idee zu reden – muss sich ebenso in sehr elementaren Märkten, die es nach wie vor gibt, wie im hochdifferenzierten Funktionssystem zeigen. Und dass es durchaus Sinn macht, mit philosophischer Hinterhältigkeit nach so etwas wie der Idee des Geldes zu fragen, setzt implizit jeder voraus, der nach seiner Werthaltigkeit, nach seiner Deckung fragt. Denn selbst wenn Werthaltigkeit ein Effekt von Funktionssystemen wäre und sonst nichts, gehörte der Anspruch auf Werthaltigkeit immer noch zur Idee des Geldes und wäre selbst kein Erzeugnis von Funktionssystemen, sondern Funktionssysteme wären bei allem, was sie darüber hinaus sein mögen, unter anderem eben auch Artikulationen dieser Idee.

    Gleichwertigkeit

    Nun wird auf Märkten generell Gleichwertiges ausgetauscht. Das ist das nächste große Rätsel. Noch vor der Entdeckung, dass alles, was jetzt gerade gleichwertig ist, sofort ziemlich ungleichwertig werden kann, - Märkte und Börsen sind ja gerade der Ort von Preisbewegungen und Wertveränderungen – fragt sich, was Gleichwertigkeit ausmacht. Fragen wir danach einmal nicht so wie ein Volkswirtschaftler das täte. Wenn man z.B. mit Angebot und Nachfrage in einer modernen Marktwirtschaft beginnt, beginnt man viel zu spät, um auf Ideen wie die des Geldes, das Marktes oder der Äquivalenz zu kommen. Das ist wohl auch einer der intellektuellen Hauptgründe, warum viele Ökonomen sich etwas anderes als die kapitalistische Marktwirtschaft nicht einmal vorstellen können. Bei ihnen gebären die Fakten die Ideen, werden sozusagen ihre eigene Idee. Z.B. stellen sie sich Waren als mehr oder weniger knapp, aber in jedem Fall als austauschbar vor und letztlich ohne Besonderheit. Tauschen zu können kommt bei ihnen von den Dingen zu den Menschen und nicht von den Menschen zu den Dingen. Denken wir das einmal anders herum.

    Was ist gleichwertig?

    Gleichwertigkeit besteht genau im Moment des Austausches für die Tauschenden, sonst würden sie nicht tauschen. Daraus folgt aber nicht, dass die Gleichheit des Getauschten in den Augen von sonst irgendjemandem ebenfalls gegeben ist. Was passiert? Dinge werden der Sage nach zunächst wechselseitig verschenkt. Glaukos schenkt seinem Gast Diomedes eine goldene Rüstung, erhält von ihm jedoch als Gegengeschenk lediglich eine eherne Rüstung. Der Dichter der Ilias tadelt dieses Missverhältnis. („Doch den Glaukos erregete Zeus, daß er ohne Besinnung gegen den Held Diomedes die Rüstungen, goldne mit ehrnen, wechselte, hundert Farren sie wert, neun Farren die andern.“ (VI.Gesang)) Selbst wenn vor dem 'göttlichen' Blick die Gleichheit von Gabe und Gegengabe bestanden hätte, wäre es ziemlich abwegig, darin etwas anderes als die wechselseitige Bestätigung des Ranges der beiden Tauschenden zu sehen. In der Ilias ist der Grund des ungleichen Tausches die Bestätigung eines Freundschaftsbundes und insofern durchaus nicht ungleich, denn getauscht wird ja gerade das, was den Freundschaftsbund wirksam bestätigt und nicht das, was ein gleiches Maß verausgabter Arbeitszeit verkörpert oder einen Gleichgewichtszustand von Angebot und Nachfrage.

    Der Zweck des Wechselgeschenks ist dem Schenken nicht mehr anzusehen, wenn man es aus seinem Zusammenhang herausreißt. Alle möglichen Maßstäbe können in den Tausch Eingang finden. Er erschließt sich nur im Kontext. Man muss wissen, dass es sich um antike Könige handelt, dass bereits ihre Großväter, Bellerophon und Oineus, befreundet waren und dass sie diesen Bund erneuern, da sie sich in der Schlacht treffen. Hätten beide geringwertige Güter ausgetauscht wie zwei tönerne Öllampen, wäre die Funktion nicht erfüllt gewesen, die der Tausch der Rüstungen hat, obwohl in dem Fall etwas getauscht worden wäre, dass für Außenstehende leichter als Gleiches zu erkennen gewesen wäre. Der Zweck des Tausches ist dem Getauschten nicht anzusehen (geht es um die Erlangung von Lebens-, Genuss- oder Produktionsmitteln, um Verführung, demonstrative Verschwendung, um die Bestätigung des gesellschaftlichen Ranges, um Kapitalvermehrung, lebenslange Verpflichtung oder wie hier um etwas ganz anderes?), sondern erschließt sich erst in einem Zusammenhang, der die vielen weiteren Elemente enthält, von denen die Ilias erzählt, die Storries, Erinnerungen, die Narrative und Symbole. Und ebenso ist der Wert des Getauschten nur aus dieser Innenansicht erkennbar. Im Fall der Ilias wird klar, dass es um den Ausdruck einer intimen persönlichen Beziehung, um die öffentliche Repräsentation aktueller sozialer Positionen und die Bestätigung und Neubelebung einer langen dynastischen Geschichte geht. Und zwar gleichzeitig um all diese Aspekte, die sich einzeln gar nicht ausdrücken ließen und keinen Sinn hätten. Im Fall von Glaukos und Diomedes ist Arbeitsteilung sichtlich nicht der Grund, warum getauscht wird und auch nicht Angebot und Nachfrage. In diesem Fall gibt es keine Allokationsfunktion, keine Koordinierungsfunktion und auch keine Knappheitsfunktion des Preises. Von all dem zu reden wäre hier purer Quatsch. Das müsste Theoretiker moderner Märkte nicht weiter kratzen, wenn nicht etwas von diesem Glaukos-Diomedes-Effekt auch heute noch dem Tausch beigemischt wäre und den homo oeconomicus konfundiert. Selbst heute würde niemand einen Markt betreten, egal ob Ebay oder KDW, ohne diese zugleich intime, öffentliche und mit viel Erinnerung aufgeladene Sinnvermittlung. Im antiken Fall geht es um Repräsentation von Herrschaft, Bindung und Sinn. Nur deshalb, weil sie Könige sind, können sie sich erlauben, ungleich zu tauschen. Denn nichts ist an sich gleich. Immer bedarf es einer souveränen Entscheidung, die gleich macht. Man stelle sich vor, nicht sie, sondern ihre Diener hatten die beiden ungleichen Rüstungen getauscht. Gleichsetzen ist der souveräne Akt schlechthin in der Antike ebenso wie in jedem modernen Kaufakt.

    Bis hier ist von Geld noch keine Rede. Bringen wir es ins Spiel.

    In Geld muss sich Herrschaft zeigen

    … sofern man zustimmt, dass es ein Versprechen auf Werthaltigkeit des Geldes, in welcher noch so vagen Form auch immer, gibt. Das ist sein permanentes Rätsel, weil Herrschaft nur symbolisiert werden kann, aber ansonsten nur durch die Aktionen der Beherrschten wirkt und selbst nicht sinnfällig ist. Der Markt als etwas Regelgeleitetes, Wiederholbares, Verlässliches kommt nicht durch das Geld zustande, aber das Geld kündet von ihm, sofern es akzeptiert wird.

    Warum muss sich Herrschaft zeigen? Geld setzt einen Markt voraus. Märkte ihrerseits nicht unbedingt Geld, Ware kann selbst heute auch direkt gegen andere Ware getauscht werden. Selbst Termingeschäfte erfordern nicht zwingend Geld. Tauschvorgänge können in zwei Transaktionen unterteilt sein, deren zweite in der Zukunft liegen kann, ohne dass Geld im Spiel wäre. Bei einem Termingeschäft kann vereinbart werden, dass das Äquivalent des Getauschten erst in der Zukunft fällig ist. Nichts spricht dagegen, eine bestimmte Menge Baumaterialien gegen ein Stück Vieh einzutauschen, das erst zu einem späteren Zeitpunkt geliefert wird (so wie Marx so pittoresk vergleicht: 2 Quarter Weizen, 20 Ellen Leinwand, 1 Bibel oder 4 Gallons Kornbranntwein gegen 2 Pfund Sterling). Oder eine goldene gegen eine eherne Rüstung. Saddam Hussein soll eine goldene Kalaschnikow besessen haben. Auch sie ein Geschenk, das sich vermutlich letztlich gerechnet hat. Vorausgesetzt ist allein Konsens über das Tauschverhältnis und so etwas wie 'Vertrauen' in den Schuldner.

    Vertrauen

    Was aber soll jetzt Vertrauen sein? Unter Vertrauen verstehen wir im Alltag ein Gefühl, dass man mit oder ohne klar benennbaren Grund jemandem gegenüber empfindet oder eben nicht. Abgesehen vom subjektiven Gefühlsausschlag, also außerhalb von Psychologie, ist die Erwartung gemeint, dass der andere, dem vertraut wird, dem Vertrauenden in Zukunft nicht schadet. Diese Erwartung kann unspezifisch, in unterschiedlichem Umfang generalisiert oder genau bestimmt sein. Im Fall eines Termingeschäfts ist sie durch den Geschäftsumfang sogar genau bestimmt. Vertrauen in einen Schuldner ist auf dieser Ebene nichts anderes als die Zukunftserwartung des sozialen Wesens, das man ist.

    Wir sind damit auf dem Feld einer Idee und nicht von Psychologie. Feld der Psychologie wäre der Variantenreichtum des Handelns und Empfindens, der unterschiedlichen Erfahrungen, sozialen Kompetenzen und körperlichen Voraussetzungen, die es dem einen erlauben, leicht Vertrauen zu schenken oder anderen generell misstrauisch gegenüber zu treten. So weit diese Spanne auch immer ist, ist Vertrauen aus philosophischer Sicht nichts anderes als ein einschätzendes Verständnis der Zukunft, zu dem Menschen gelangen, die grundsätzlich in der sozialen Welt existieren. Ohne Vertrauen kollabiert die Zeit. Es sind unsere Gedanken an die Zukunft, sobald darin der andere vorkommt. Es ist die Erwartung, dass die Tatsache, in der Welt mit dem Anderen zu leben, dem ich vertraue, meine Zukunft nicht unterminiert, sondern mitträgt.

    Damit haben wir noch kein Wort darüber verloren, was welches Maß an Vertrauen begründet und was nicht. Die Frage ist auch allgemein nicht beantwortbar.

    Nietzsche sieht es als einen Prozess der körperlichen Dressur an, aus einem Menschen jemanden zu machen, der „versprechen darf“. Auf diese Weise umgeht er in gewisser Weise die Frage nach dem Vertrauen. Vertrauen muss man sich leisten können. Das wäre nach Nietzsche die Position des Herrn.

    Niemandem ist zu trauen, das wäre dagegen die Position dessen, was Nietzsche Sklavenmoral nennt. Dort wird in einer Atmosphäre zirkulärer Angst getauscht. Demgegenüber vertraut Nietzsches Herr nicht, weil er muss, sondern weil er möchte. Im Tausch bestimmt er souverän seine eigene Zukunft, obwohl seine wie die Zukunft des Sklaven immer schon in der Welt der anderen stattfindet. Und an welchem Punkt im Tausch Gleichheit besteht, wird bestimmt wie bei Glaukos und Diomedes. Auch das als freie Setzung. Bleibt er auf den Kosten sitzen, hält der Schuldner sein Wort nicht, wird der Herr, so Nietzsche, seine Souveränität durch einen affektiven Übergriff auf den Schuldner wieder herstellen, um sodann alles sogleich zu vergessen.

    Geld teilt den Tauschvorgang

    Der Einsatz von Geld teilt den Tauschvorgang in zwei Teile, einen ersten Teil, in dem Ware gegen Geld getauscht wird, und den zweiten, in dem Geld in Ware zurückverwandelt wird. Auch hier liegt der zweite Teil in der Zukunft. Was kommt durch den Gebrauch von Geld neu hinzu?

    Was unterscheidet die Annahme von Geld von einem Termingeschäft? Ware A wird gegen Geld abgegeben, und später wird das erhaltene Geld gegen Ware B verausgabt. Ist das nicht im Ergebnis wie bei einem Termingeschäft, bei dem Ware A jetzt abgegeben wird, um dafür zu einem späteren Zeitpunkt Ware B zu erhalten? Natürlich ist das nur zufällig das selbe, aber nicht notwendig.

    Beim Termingeschäft besteht durchgängig ein Schuldverhältnis, beim Verkauf gegen Geld ist die Schuld durch die Zahlung erledigt. Durch die Nutzung von Geld verzichten die Tauschenden auf die Möglichkeit, den Teil ihrer Zukunftsgestaltung, den das Schuldverhältnis darstellt, von Angesicht zu Angesicht mit ihren Mitmenschen selbst auszumachen. Sobald der Schuldner Geldzahlung leistet, ist von ihm in Zukunft nichts weiter zu erwarten. Er ist durch nichts veranlasst, in Zukunft auch nur das Geringste für seinen vormaligen Gläubigers zu tun. Dem entschädigten Gläubiger, der nun Geldbesitzer ist, erwachsen allerdings aus der Geldannahme keinerlei Ansprüche auf Waren oder Dienstleistungen gegen Dritte. Auf den ersten Blick ist das ein geradezu desaströser Tausch. Schlichtweg jeder Tausch gegen Geld wäre das reinste Desaster ohne Marketmaker. Gold ist nicht essbar und hat auch sonst ursprünglich nur wenig natural nützliche Eigenschaften. Formal und faktisch ist die Lösung dieses Dilemmas natürlich klar. Es ist jedoch die Frage, wie man sie beschreibt.

    Golddeckung

    Ludwig von Mises vertrat ungefähr folgende Geldwertthese. Die Kaufkraft des heutigen Geldes wird von den Marktteilnehmern aus der Kaufkraft abgeleitet, die es gestern hatte; die gestrige von der vorgestrigen usw. Die Kaufkraft ist folglich tradiert. Mises führt diese Kette auf einen Ursprung zurück, an dem Geld noch kein Tauschmittel war, sondern eine Ware wie andere auch. Natürlich musste diese Ware als indirektes Tauschmittel geeignet sein. Dazu kamen Edelmetalle in Frage, insbesondere Gold. Gold besaß ursprünglich eine hohe Wertschätzung als Schmuck und Rangordnungszeichen. Geld gründet sich folglich historisch auf Gold.

    Aber warum dann nicht auch auf Kaurischnecken oder Mühlsteinen? Von Mises ethnologische Weitsicht war offenbar nicht entwickelt genug. Aber darauf kommt es letztlich nicht an. Worin historisch Geld auch immer gründen mag – und es gründet offenbar historisch in unterschiedlichem – so ist doch Tatsache, dass es sich von all diesem Unterschiedlichen, was es auch gewesen sein mag, wegbewegt hat und heute weder auf Deckung in Form von Gold, noch in Form von Kaurischnecken oder Mühlsteinen angewiesen ist. Auch ist der Markt nicht mehr derselbe, noch der Soldat, der am Eingang steht und ihn bewacht. Außerdem dürfte schon die Golddeckung im 19. Jahrhundert eher ein Effekt der Hegemonie Großbritanniens gewesen sein als der metallenen Qualitäten des Goldes oder der in ihm verkörperten Arbeit. Geblieben ist allein der Satz: Die Kaufkraft des heutigen Geldes wird von den Marktteilnehmern aus der Kaufkraft abgeleitet, die es gestern hatte. Zu ergänzen wäre: Die Kaufkraft des morgigen Geldes wird von den Marktteilnehmern aus der Kaufkraft abgeleitet, die es heute hat; eine Aussage, die das heutige spekulative Geschehen einbringt. Und darin sind Bitcoins offenbar bereits ganz und gar richtiges Geld.

    Dieser doppelte Satz funktioniert, solange kein äußeres Ereignis, das sich nicht integrieren ließe, Märkte zerstört. Kriege oder die Mafia zerstören so manchen Markt, andere Märkte sind in der Lage, selbst Kriege und Mafia zu reintegrieren.

    Zukunftsoption - zirkuläre Ohnmacht wird Ordnung

    Jedenfalls wird der Geldbesitzer morgen am Markt auf Warenbesitzer treffen, die vor der gleichen zirkulären Ohnmacht stehen, auf niemanden zu treffen, der ihnen auch nur das geringste schuldet. Wenn diese zirkuläre Ohnmacht ihnen etwas zu bieten hat, dann nur deshalb, weil sie einen irgendwie geordneten Markt vorfinden, auf dem sich die wechselseitige Ohnmacht in geordneten Austausch verwandelt. Zu meinen, dass an dieser Stelle plötzlich Ohnmacht in Macht umschlägt, zur Macht des Geldes, ist eine Mystifikation wie die Sage von der unsichtbaren Hand des Adam Smith, die über das Marktgeschehen den gesellschaftlichen Reichtum erhöht. Woran also partizipiert der Gläubiger, der Geld akzeptiert? Was macht die Mystifikation so langlebig?

    Die Annahme von Geld ist nun aber gerade kein Verzicht auf Zukunftsoptionen. Im Gegenteil ist sie eine Form der Akzeptanz von Herrschaft (derjenigen, die den gerade historisch bestehenden Markt regelt). Sie macht aktives Sicheinlassen auf eine Ordnung zur Zukunftsoption. Zu Münzzeiten oft unter die Herrschaft des auf der Münze Abgebildeten. Auch die Golddeckung änderte nichts daran. Gold war keine Ware wie jede andere, solange niemand wirklich Verwendung für Gold hatte außer eben zu Repräsentationszwecken. Auch der Verkauf gegen Gold war kein Verkauf von Ware gegen Ware, sondern bereits Ware gegen Geld.

    All die Funktionen des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel, Tauschmittel und als Mittel des Wertvergleichs setzen voraus, dass jemand Geld als etwas akzeptiert, dass der Ware, von der er sich im Tausch trennt, wertgleich ist und zwar nicht nach Maßgabe eines bereits etablierten Geldwerts, sondern in genau der gleichen souveränen Weise, in der die goldene und die eherne Rüstung zwischen Glaukos und Diomedes wertgleich werden. Genau an diesem Punkt sind Kaufentscheidungen souverän.

    Dagegen ist zu sagen, dass Käufer kaum je seit Adam Smith größere Preisvergleicher waren als heute. Trotzdem ist die Kaufentscheidung ein souveräner Akt der Gleichsetzung und kein Automatismus des günstigsten Preises. Glaukos, das wäre in diesem Fall der das Geld akzeptierende Gläubiger, der durch die Geldannahme den Schuldner aus dem Schuldverhältnis entlässt, und Diomedes, das wäre die wie auch immer beschaffene herrschaftliche Macht, die den Markt garantiert und darüber de Vergleichbarkeit der Waren, symbolisiert z.B. als der Fürst auf der Münze, der imaginäre Goldverbraucher. Am Markt begegnet die Ohnmacht des Produzenten der Autonomie des Konsumenten unter der Herrschaft des Marketmakers mit seinem Münzrecht und seinen Wachsoldaten. Geld ist dabei die Erscheinungsform von Herrschaft in der Hand des Käufers. Aber es ist nicht wirklich seine Herrschaft, nur weil sie in seinen Händen als Geld erscheint, über das er bei seiner Kaufentscheidung frei verfügt. Es ist vielmehr diejenige Herrschaft, die den jeweiligen historischen Markt ordnet, und sei es nur schlecht oder rudimentär, die ihn dadurch für die Marktteilnehmer betretbar macht, und zur zirkulären Notwendigkeit, sobald alternative Möglichkeiten, sich überhaupt auszutauschen, austrocknen. Diese Herrschaft wird dem Geld als Wertversprechen mitgegeben.

    All das brauchte nicht erwähnt zuwerden, wenn nicht Cyberwährungen genau diesen Zusammenhang unterschlügen.

    Die Macht des Geldes ist in diesem Sinn Regierungsmacht und nicht peer-to-peer ersetzbar. Davon untrennbar ist die Macht, den Geldwert zu verwässern oder Geldpolitik als Konjunktur- und Arbeitsmarktpolitik zu betreiben, oder eben goldene gegen eherne Rüstungen zu tauschen. Wenn es zutrifft, dass Bitcoins nicht inflatonierbar sind, ist das ein Argument gegen Bitcoins und nicht dafür. Dann fehlt ihnen etwas Wesentliches an einer Währung. Wie kann etwas derart Kraftloses einen Markt garantieren, das ihn nicht auch entscheidend verändern, wenn nicht letztlich zerstören kann?

    Traditionelle Funktionen des Geldes trennen sich

    Aber vielleicht erleben wir gerade eine Situation, in der sich die traditionellen Funktionen des Geldes noch deutlicher voneinander abtrennen als bisher.

    Ist es denn zwingend notwendig, dass das selbe Medium, das a) Zahlungsmittel ist, zugleich auch das Medium ist, in dem b) Wert leidlich dauerhaft aufbewahrt wird und das c) als volkswirtschaftliches Stimulanz einsetzbar ist?

    Als Aufbewahrungsform von Wert ist Geld ohnehin zweitrangig neben Eigentum in seinen vielfältigen Formen. Juristisch gesehen ist Eigentum kein Begriff mit einheitlicher Bedeutung. Eigentum ist abhängig von den Eigentumsgegenständen und Rechtsordnungen jeweils ein unterschiedliches, in Geldform bewertbares Bündel von Rechten. Nach wie vor lassen sich Werte natürlich auch als Giralgeld oder in bar in einer Schatztruhe aufbewahren. Aber da stand das Geld von je her in Konkurrenz zu wesentlich besser geeigneten Eigentumsgegenständen.

    Was dagegen die Zahlungsmittelfunktion angeht, so hatte Geld in seiner dinglichen Gestalt als Münze oder Banknote den Nachteil der Ortsgebundenheit und den Vorteil der Anonymität und Unblockierbarkeit. Eine Blitzüberweisung ins Ausland ist schon lange ebenso möglich wie die weltweite Nutzung von Kreditkarten, aber die alten Vorzüge des Münzgeldes, dass die Übergabe von Schuldner an Gläubiger keine Extrakosten für Drittinstanzen verursacht und durch Drittinstanz nicht verhindert werden kann, sind bislang in der Tat nicht realisiert.

    Das Dilemma der Cyber-Währungen ist, dass sie durch weltweite Anonymität genau das hintergehen, was sie andererseits brauchen, um ihre Werthaltigkeit zu garantieren, den Marktwächter, die Rechtssicherheit. Zu meinen, dass der digitale Handel so etwas nicht brauche, oder dass sich diese Rolle einem Ressourcen vernichtenden Rechenalgorithmus übergeben ließe, halte ich für gewagt. Rein gedanklich scheint mir das eine Art Naturrechtsvorstellung zu sein nach dem Motto: Ordnung, die gibt es einfach, die muss nicht erst hergestellt werden, und die bedarf nicht der externen Garantie. Das dürfte sich als abgedreht und unrealistisch herausstellen.

    Dagegen könnte man argumentieren, dass Münzen sogar noch mehr Anonymität boten als Cyber-Währungen und dennoch nicht wertlos wurden. Das trifft auch nach Aufgabe der Golddeckung im 20. Jahrhundert zu. Seitdem ist die Werthaltigkeit an die ökonomische und wohl auch militärische Durchsetzungskraft der emittierenden Nation als Marketmaker gebunden, wie sie im Devisenhandel, mithin im ständigen Vergleich erscheint.

    Transnationale Marketmaker

    Wenn eine Cyberwährung wirklich als Währung und nicht bloß als Zahlungsmittel Gewicht bekommen soll, dann müsste sie für die ökonomische Leistungskraft eines transnationalen Marketmakers stehen. Nur was soll das heißen, und wie soll das gehen? Der ist weit und breit nicht in Sicht. Bekanntlich ist schlichtweg jedes Geschäft, es mag noch so komplex sein, letztlich lokal oder lässt sich in lokale Teilgeschäfte auseinander rechnen und findet als das auf dem Boden einzelner Territorialmächte mit jeweiligen konkreten Rechtsrahmen statt. Eine entsprechende Zuordnung ist theoretisch immer möglich, und zwar mit der gleichen Feingliedrigkeit, mit der die Produktionsprozesse steuerbar sind, auch dann, wenn Kapital sich im freien Kapitalverkehr an kein Territorium binden lässt. Geriete nationale Politik hier an prinzipielle Komplexitätsgrenzen, würde auch die Produktion an ihnen scheitern. Natürlich ist das verteufelt schwer, und natürlich sind die meisten Finanzbehörden unterbesetzt, und natürlich gehen die besten Köpfe in die Wirtschaft. Die politische Schwäche der meisten heutigen Nationen bei der Ausgestaltung der eigenen Märkte, z.B. bei der Durchsetzung von Kapitalverkehrskontrollen oder in der Steuergesetzgebung, die internationalen Unternehmen weitreichende Möglichkeiten einräumt, Gewinne ins Ausland zu überschreiben, die im Inland angefallen sind, darf nicht mit der Existenz eines transnationalen Marketmakers, eines Kapitals, gegen dessen Macht angeblich kein Kraut gewachsen ist, verwechselt werden. Weil es einen globalen Marketmaker nicht gibt, wird aus Cybercoins & Co. auf lange Sicht keine Währung.

    Darknet, Schwarzgeld et al.

    Aber... wenn Cyberwährungen sich als Zahlungsmittel durchsetzen sollen, ohne im eigentlichen Sinn Währungen zu werden, würde sich das wohl an ihrer Konvertierbarkeit in die Leitwährungen entscheiden. Der Vorteil für interessierte Kreise, unkontrolliert Schwarzgeld zu transferieren, konkurriert dann kostenseitig mit allen anderen Formen von Geldwäsche. Letztendlich ist der Zyklus erst abgeschlossen, wenn die Transformation in legales lokales Eigentum erreicht ist. Hier sind die Märkte bekanntlich erfinderisch und nicht erst seit Erfindung von Cybercoins. Von dieser Seite her gesehen dürfte die Zukunft von Bitcoins einerseits vom Umfang abhängen, in dem Schwarzgeld weltweit unkontrolliert zustande kommt – also von der Schwäche der nationalen politischen Systeme – und von den relativen Kosten im Vergleich mit anderen bestehenden Formen der Geldwäsche. Von der Seite her gibt es offensichtlich eine Nachfrage nach Bitcoin, eine volatile Konvertierbarkeit und einen gewissen Akzeptanzaufbau auch bei der Bezahlung weiterer Warenangebote.

    Transaktionskostensenkung - keine Domaine der Bitcoins

    Wenn als eine andere vorteilhafte Eigenschaft die Möglichkeit gesehen wird, bei instantanen Zahlungsströmen ohne eine vertrauenswürdige Drittinstanz und die damit zusammenhängenden Kosten auszukommen, so ist das kritisch zu sehen. Es scheint, als würden ab einer bestimmten Anzahl von Transaktionen Drittanbieter für zentrale Aufgaben wieder nötig oder als würden Priorisierungskosten anfallen, die die Kosten für zwischengeschaltete Kartenunternehmen und Finanzdienstleister im konventionellen Geldverkehr möglicherweise übersteigen. Sicher wird man hier eine Reihe technischer Entwicklungen sehen. Aber auf beiden Seiten. Und es ist in diesem Fall nicht so, dass wie beim Handelsgeschäft mit dinglichen Waren sich eine Hälfte im konventionellen lokalen Handel abspielt, der seine Verkaufsflächen nur begrenzt revolutionieren kann und die andere Hälfte im Internet, das einen grundsätzlichen Kostenvorteil hat. Wenn das Internet die Zukunft ist, was längst klar ist, dann sind in dieser Zukunft Cyberwährungen bestenfalls eine Form von Angeboten unter anderen.

    Wird in Zukunft Geld gegoogelt?

    Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein Unternehmen wie Google endgültig auch zum Finanzdienstleister wird und Finanzdienstleistungen genau da am effektivsten angeboten werden, wo auch alle anderen Kommunikationsinhalte und -Mittel bereitgestellt werden. Denn das ist meine feste Überzeugung: Geld ist ein Kommunikationsmittel (wenn auch eins mit einer ganzen Reihe Besonderheiten wie seiner höchst ungleichen Verfügbarkeit) und als das nicht zuletzt mit einer Übersetzungssoftware vergleichbar. Wenn überhaupt entstünde so ein globaler Marketmaker.

    Damit ergäbe sich zumindest das größtmögliche Spannungsfeld zum Satz: All business is local. Und abzuprüfen wäre ebenfalls, ob nicht auch die notwendige Infrastruktur zum Netzbetrieb auf Dauer letztlich lokal, d.h. der Kontrolle einzelner Staaten unterworfen bleibt. Das Schlachtfeld in dieser Hinsicht ist ein politisches und kein rein ökonomisches, wie der Marktanteil von Google in China zeigt.

    Peer-to-peer

    Ein letzter Punkt: In Peer-to-Peer Ansatz scheint so etwas wie ein Freiheitsgedanken zu stecken. Da sind zwei Menschen, die miteinander kommunizieren, die zugleich etwas anbieten und etwas nutzen, sie mögen sich kennen oder oder nicht, und alles, was sie bei ihrer Kommunikation beschließen, was sie miteinander austauschen, machen sie allein untereinander aus, ohne das erlaubende oder irgendwie bedingende Dazwischentreten einer dritten Instanz. Früher nannte man so etwas wohl herrschaftsfreie Kommunikation.

    Bei BitTorrent, einem älteren P2P Netzwerk, wird der Gedanke auf einigermaßen anarchische Weise für das File-Sharing genutzt. Nichts wird bewertet, auf etwaige Urheberrechte wird keine Rücksicht genommen. A gibt B und nimmt von B, was dieser ihm anbietet, wenn er möchte.

    Bei BitCoin und anderen Cyberwährungen soll aber gerade das, was BitTorrend weglässt, nämlich das Bewerten, zu einer Sache des P2P gemacht werden. Was ist dran an der Vorstellung, den intermittierenden und kontrollierenden Dritten aus der Beziehung von Gläubiger und Schuldner wieder zu vertreiben? Frage ist, was bei Bitcoin die vermittelnde Schicht repräsentiert. Ist sie von den Individuen sozusagen rückeroberbar? Das würde allerdings überraschen. Herrschaftsfreie Demokratie? Selbstgewählte, nicht alterierbare Mathematik? Es sieht nicht danach aus. So wenig der Strom einfach nur aus der Seckdose kommt, kommt Ordnung einfach aus der Mathematik.

    Es sieht danach aus, als wollten die Bitcoin-Erfinder einfach die Marktwirtschaft ein weiteres mal erfinden. Und das wieder von scheinhaften Anfang des durch das Versprechen einer attraktiven Chance motivierten Einzelnen. Der steht dann im Wettbewerb mit anderen, die Betriebsressourcen anbieten, Versicherungsdienstleistungen, Währungstausch und was sonst so alles gebraucht wird. Hyperliberalismus, nachdem der halbe Kuchen schon verteilt ist. Na und? Das ohne Staat. Nur ich und du? Man träumt.



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