Krise in Sicht
Franz Rieder • Panikattacken und Beruhigungspillen, Derivate der politischen Ökonomie (nicht lektorierter Rohentwurf) (Last Update: 20.05.2019)
Schwarzer Freitag, Weltwirtschaftskrise, zwei Begriffe der Makroökonomie, bei deren Aussprache viele Menschen, auch solche aus den westlichen Industrieländern, heute noch Bauchschmerzen bekommen. So ist auch die bloße Vorstellung, dass die Volkswirtschaften des Westens erneut in eine Krise geraten könnten, ausreichend genug, um die Menschen auf die Straße und die Säure in deren Mägen und Hirne zu treiben; Angst essen Seele auf.
Wir kommen also nicht umhin, einen Begriff der Krise zu versuchen, gleichwohl das hier an dieser Stelle noch ein wenig zu früh erscheint, haben wir ja weder zur Digitalisierung und Globalisierung der Wirtschaft gehandelt; trotzdem! Denn ohne einen Begriff bzw. Vor-Begriff einer Wirtschaftskrise können wir auch keine Phasen beschreiben, die als vorlaufend zur einer Krise bewertet werden können, oder die Kriterien bzw. Bestimmungen einer Krise nicht erfüllen, also unter dem Terminus „Konjunkturschwankungen“ versammelt sind.
Krise bezeichnet in der Makroökonomie allgemein einen plötzlichen Zusammenbruch der Konjunktur, wobei das Momentum eine Art Abwärtsbewegung mit selbstbeschleunigenden Energien freisetzt. Solche Energie können mit panikartigen Verhaltensweisen in allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens verbunden sein, können vom Hamstakauf über Panikverkäufe an den Börsen bis zum Schaltersturm an den Banken, dem Bank Run, führen; Massenentlassungen eingeschlossen.
Die klassische, sozialistische Makroökonomie spricht von Phasen der weitgehenden Kapitalentwertung und in deren Folge von einem völligen oder teilweisen Zusammenbruch des wirtschaftlichen Funktionssystems, wie sie am Anfang oder Ende des kapitalistischen Reproduktionszyklus notwendigerweise auftreten. Die Rede vom einem Zyklus deutet bereits auf ein deterministisches Gedankegebäude hin, das seine „Energie“ aus dem Gegensatz von Kapital und Arbeit schöpft, dessen Komplementäre Angebot und Nachfrage sind. Demnach treten in einer kapitalistischen Wirtschaftskrise die Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise zu Tage, elementar die Grenzwerte des Wachstums der kapitalistischen Produktionsmöglichkeiten und dem relativen Rückgang der zahlungsfähigen Nachfragen, sprich Löhne und Gehälter. In verheerender Weise zeigt sich also in der sozialistischen Wirtschaftstheorie, was in der kapitalistischen Konjunkturzyklus genannt wird, als Krisenzyklus.
Krisenzyklus bezeichnet eine zerstörerische Angleichung der Widersprüche der kapitalistischen Wirtschaft, hier das Streben nach Profitmaximierung, die in Form einer ungebremsten Überproduktion zur Wirklichkeit kommt. In Zyklen der Überproduktion können Profite aus den Warenverkäufen auf den Märkten nicht mehr realisiert werden, es folgen die zerstörerischen Marktkräfte, die gleichwohl massenhaft Waren und Kapital vernichten.
Insofern ist diese Phase also als Ende und Anfang zugleich, also zyklisch gedacht, da die Vernichtung von Kapital und Waren, mithin von Arbeit im Sinne von Massenentlassungen, zugleich auch wieder den Beginn, die Fortsetzung der kapitalistischen Produktionszyklen ermöglicht. Diese unfreiwillige Einheit von Kapital und Arbeit mit dem Kapital als selbstzerstörerischen Energieträger entlässt demnach die gegeneinander verselbständigten Momente der Produktion und Zirkulation des Kapitals in ein zyklisches da capo, bei dem das Kapital nicht ganz unbeschädigt, aber doch als Gewinner am Ende in einem neuen Anfang, ohne „Revolution“, also auf gleiche Art und Weise, hervorgeht. Das Kapital ist somit krisenneutral, Arbeit nicht.
Spricht die sozialistischen Krisentheorie von einer Krise, dann immer zyklisch als ein Wechsel von wirtschaftlicher Belebung aus einer Krise, Aufschwung, Abschwung, Depression und erneuter Krise. Damit ist die Krise die wesentliche Bewegungsform des kapitalistischen Reproduktionsprozesses aus seinen widerspruchsvollen Antipoden Arbeit und Kapital, deren weitere Komplementäre demnach die freie, ungehinderte Konkurrenz und das Eigentum sind.
Die Widersprüchlichkeit der Wettbewerbsgesellschaft erkennt der Sozialist an der quellenden Überfüllung der Märkte, an der massenhaften Unverkäuflichkeit der Waren im Krisenzyklus. Kommt der Wettbewerb in die Krise sind dramatische Mängel an Zahlungsmitteln, fatale Störungen der Kreditbeziehungen unter den Wirtschaftssubjekten, starke Einschränkung bis Stilllegung der Produktion die eine Seite der Medaille, Massenarbeitslosigkeit, auf die Spitze getriebenes Elend, Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln, die als unverkäufliche Waren verkommen, Bankrotte und Zwangsverkäufe, massenhafte Zerstörung von Produktivkräften, Erschütterung der politischen Herrschaft auf der anderen Seite die Folgen; man ist an die aktuelle Entwicklung in Venezuela erinnert, nur das dessen Volkswirtschaft beileibe keine kapitalistische war.1
Eine Sonderstellung nimmt der Begriff der Krise im Monopolkapitalismus ein, auf die wir hier nicht gesondert eingehen wollen2 . In der westlichen Wirtschaftswelt wird, wenn von Krisen, von Strukturkrisen gerne gesprochen. Strukturkrisen wesentlich ist, dass sie einzelne Teile der Wirtschaft erfassen und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Strukturkrisen repräsentieren Disproportionen zwischen Bereichen und Zweigen der Wirtschaft und entstehen als absehbare Folgen der raschen Automatisierung, die mit der Einführung von Mikroelektronik einhergeht und sich als Antizipation einer internationalen Strukturkrise der Digitalisierung mit in der Folge hoher Dauerarbeitslosigkeit durch die Substitution menschlicher Arbeit vorstellt; so jedenfalls wird aktuell überwiegend kolportiert.
Schwieriger wird die Zuordnung sog. chronischer Krisen, die gleichsam als Begleiterscheinungen periodisch in den westlichen Marktwirtschaften auftreten. Chronisch unheilbar aber durchaus damit leben könnte die Marktwirtschaft demnach mit einer Form der sog. Sockelarbeitslosigkeit, die in Deutschland in den vergangenen Jahre bei 5-10 Prozent der beschäftigungsfähigen Erwerbsarbeiter lag. Die ständig wieder aufkeimenden Agrarkrise gehören ebenso zu diesen sog. chronischen Teil-Wirtschaftskrisen wie eine chronisch wiederkehrende, systemische Inflation, deren zulässigen Wert man in Expertenkreisen sehr unterschiedlich zwischen 4 und 6 Prozent annimmt. Die Nichtauslastung von Produktionskapazitäten in bestimmten Teilen der Wirtschaft bzw. Branchen kann auf eine darunter liegende, echte Branchenkrise, vor allem durch den verpassten Anschluss an technisch-technologischen Innovationen hinweisen und nicht zuletzt die seit Jahren hochdiskutierten Zahlungsbilanzkrisen, die für Staaten bereits ab etwa 60% des BIP einsetzen.
Krisenzyklus und Konjunkturzyklus stellen aber
beide nur unterschiedliche Auffassungen eines als zyklisch
angenommenen Ablaufs der kapitalistischen bzw. marktorientierten
Wirtschaft mit unterschiedlichen theoretischen Ansätzen vor. Die
politische Ökonomie des Marxismus geht von einer gesetzmäßigen,
zyklischen Überproduktion und der daraus folgenden Verschärfung
der Krise durch den tendenziellen Fall der Profitrate aus.
Der
Keynesianismus erwartet eine Stagnation, also einen
Konjunkturabschwung, der wegen abnehmender Grenzleistungsfähigkeit
des Kapitals und Sättigung der Nachfrage sich auf die gesamte,
zumindest chronisch auf bestimmte Wirtschaftsbereiche ausdehnt.
Mit dem Terminus Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals versucht der Monetärkeynesianismus die Zinsabhängigkeit von Investitionen zu begründen und zu erklären. Demnach erbringen Investitionen im Laufe ihrer Lebensdauer Nettoerlöse, als eine Art der Kapitalverzinsung. In der Wirtschaft, die diesem Ansatz folgt, meistens im Controlling, werden alle zukünftig erwarteten Nettoerlöse mit einem Zinssatz auf den Entscheidungszeitpunkt der Investitionsdurchführung abdiskontiert. Dann spricht man vom Kapitalwert eines Investitionsprojektes.
Die errechnete Grenzleistungsfähigkeit des eingesetzten Kapitals entspricht bei diesem Ansatz demjenigen internen Zinssatz des Kapitals, bei dem die Summe der abdiskontierten zukünftigen Nettoerlöse genau den Anschaffungskosten des Investitionsobjektes entspricht. So kann das Controlling recht einfach errechnen, wann ein Investitionsobjekt für einen Investor gewinnbringend ist, nämlich dann, wenn der interne Zinssatz den Marktzinssatz für alternative Finanzanlagen übersteigt. Die neutrale Bewertung des internen Zinsatzes mit dem Marktzinsatz begründet somit den Begriff der Grenzleistungsfähigkeit.
Ausgehend von dieser
Bewertung werden z.B. bei sinkendem Marktzinssatz immer mehr
Investitionsobjekte rentabel, da insgesamt verschiedene
Investitionsobjekte auch eine unterschiedliche
Grenzleistungsfähigkeit aufweisen. Hieraus folgt für den
Monetärkeynesianismus, dass das Aggregat aller
Investitionsobjekte einer Volkswirtschaft durch eine stetig
verlaufende Investitionsfunktion dargestellt werden kann, die einen
negativen Zusammenhang zwischen Marktzinssatz und
gesamtwirtschaftlicher, privater Investitionstätigkeit
beschreibt.
Die unternehmerische Ertragserwartung – in toto
– wird somit auch zu einem Parameter der makroökonomischen
IS-Gleichung und Nachfragekurve3 .
Verschiebt sich also die IS-Gleichung zu sehr in eine Richtung der
abnehmenden Ertragserwartung durchsteigende Marktzinsätze,spricht
man sowohl von sinkenden Volkseinkommen, Abschwüngen auf den
Gütermärkten und damit auch einer Krise, eines
Ungleichgewichtes marktwirtschaftlicher Produktion.
Panikattacken und Beruhigungspillen
Für die einen ist die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals fast schon erreicht, was man an den zunehmenden semantischen Panikattacken von Wirtschaftsexperten erkennen mag. Für andere gibt es keinen Grund zur Panik. Deshalb nicht, weil nach anderer theoretischer Auffassung eine negative Beziehung zwischen Marktzinsatz und Ertragserwartung aus Investitionen überhaupt nicht besteht.
Solche Ansätze rücken durchaus nicht ganz unberechtigt zunächst einmal sichtbare Markterscheinungen ins Zentrum der Schlussfolgerungsketten. Zwei der sichtbaren Kettenglieder der globalen Finanzmärkte sind aktuell eine temporär steigende Volatilität und ein positives Wachstumsbild. Wir haben besprochen, dass die Wachtumserwartungen der wichtigsten Industrieländer nach vorübergehender Konsolidierung und temporärer Anpassung nach oben in Richtung Allzeithochs tendenziell aber nach unten korrigieren dürften, wenn etwa Ende 2019 der merkliche fiskalpolitische Impuls in den USA, die weiterhin gelockerten Finanzierungsbedingungen durch die Fed und die bislang begrenzten handelspolitischen Auseinandersetzungen anhalten. Mittelfristig bestehen allerdings nach wie vor merkliche Konjunkturrisiken.
Diese Konjunkturrisiken gehen nach Meinung der meisten Marktteilnehmer wie der vorherrschenden Meinungen der Ökonomik einher mit dem Abschmelzen der Bilanzsumme der US-Notenbank. Beiden Diskursen eignet, dass die quantitative Lockerung (QE) in den vergangenen zehn Jahren viele Vermögenswerte in die Höhe getrieben habe und nun der aktuelle Liquiditätsabfluss in gleichem Ausmaß Druck auf Risikoaktiva4 ausübt.
Finanz-Experten weisen darauf hin, dass die von der Fed vor zwei Jahren eingeleitete, quantitative Straffung strukturell nicht mit der quantitativen Lockerung während der Finanzkrise vergleichbar ist; eine beachtliche These. Der Unterschied wird damit begründet, dass zur Zeit der Finanzkrise die Bilanzen im privaten Bankensektor rückläufig waren und allein die Notenbanken über die Möglichkeit verfügten, zeitnah und unbegrenzt ihre Bilanzen auszudehnen, was nicht schlecht beobachtet ist.
Im privaten Bankensektor war dazu eine Trendwende in der Bilanzentwicklung, anders als aktuell, wo das Geld- und Kreditwachstum robust erscheint und Finanzintermediäre über genügend Kapazitäten verfügen, ihre Bilanzen weiter auszudehnen, nicht abzusehen. In der Zeit der Finanzkrise fielen die Zinssätze sehr schnell auf null, die Fed zog eines ihrere effektivsten Instrumente, um die geldpolitischen Rahmenbedingungen für den privaten und öffentlichen Sektor gleichermaßen zu lockern, den massenhaften Ankauf von Finanzaktiva. Und damit überzeugte die Fed zugleich auch die Finanzmarktteilnehmer, dass sie und andere Notenbanken wie die EZB z.B. ihre Leitzinsen für eine sehr lange Zeit auf einem historischen Tiefstand belassen würde, der sogar einen negativen Zinssatz bei der deutschen Bundesbank ausweisen konnte.
Wir sehen hier zwei der strukturell wesentliche Anzeichen einer Wirtschaftskrise: anhaltende Tiefststände der Marktzinsen und eine abnehmende Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Nun liegt der Dissens in der Betrachtung dieses Zusammenhangs, der für die einen in der Ausweitung der Bilanzsumme der Notenbanken, für die anderen in einem Zinserwartungseffekt zu liegen scheint.
Jene, die den Bilanzeffekt über den Zinserwartungseffekt setzen,
sehen eine Krisenabwehr eher darin, dass der Einfluss der
Zentralbankbilanzen auf die Risikoaktiva entscheidend ist und dass
mit einem dadurch erleichterten Investitionsumfeld eine seriöse
Krisenbekämpfung möglich wurde.
Die Marktteilnehmer und
Experten, die vor allem aus dem Umfeld von Vermögensverwaltungen
und Private Equities kommen, sehen dagegen eher Anpassungen von
Portfolios aufgrund der Signalwirkung der angekündigten,
längeren Niedrigzinsphase ursächlich für die gelungene
Krisenabwehr. Dabei ist natürlich zu fragen, ob wir bereits von
einer gelungenen Krisenabwehr sprechen können?
Wie wir mehrfach schon dargelegt haben, ist ein Erklärungsansatz wirtschaftlichen Wachstums bzw. einer Rezession allein über Angebot und Nachfrage oder allein über die langfristige Zinserwartung wenig hilfreich, bezieht man die Veränderungen in den Portfolios nicht mit ein. Änderungen in den Portfolios aber sind lediglich prima vista Erklärungen mit Zinsen als deren Veränderunsursachen. Auf den zweiten Blick fallen hinter den Zinsen stets die liquidierten Eigentumsverhältnisse bzw. das Verhalten der Privateigentümer in die Waagschale. Dafür sprich deutlich auch die Beobachtung der Veränderungen der Portfolios bzw. der Allokation veränderter Anlagestrategien und ebenso deutlich natürlich auch, dass ganz im Sinne der IS-Gleichung selbst bei abnehmendem Volkseinkommen die Einkommen aus angelegtem Privatvermögen drastisch gestiegen sind; selbst in Zeiten schwerer Finanzkrisen wie der letzten.
Ein weitere
Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass die prognostizierten,
dramatischen Auswirkungen durch die Normalisierung des
geldpolitischen Kurses der US-Notenbank, also durch den sukzessiven
Abverkauf der Anleihen aus dem Offenmarkt-Portfolio5
der Fed weitgehend ausgeblieben sind; anderes ist entsprechend auch
bei der EZB nicht zu erwarten.
Wir haben gesehen, dass die Fed den
Marktzins auf neutral zu halten bereit ist bzw. nur wenig darüber
hinaus zu gehen beabsichtigt.
Wäre die Straffung der
Bilanzsumme alleinige Verursacherin der Volatilität auf den
Geldmärkten, könnte sie ihren Willen und ihre Planungen, so
zu tun, auf den Haufen schmeißen, denn dann lägen diese
Marktbewegungen hin zu einer fundamentalen Krise nicht mehr in ihren
Händen.
Wir sagen nicht, dass es keine Krise geben kann, wir behaupt nur, dass sie sich in anderen Händen, als denen der Notenbanken allein entwickeln. Wir behaupten sogar darüber hinaus, dass Krisen in modernen Marktwirtschaften sich heute und in Zukunft überhaupt nicht ursächlich in den Händen der Wirtschaftssubjekte entwickeln; wir gehen auf diesen Gedanken immer näher zu.
Zunehmend einhellig setzt sich die Meinung durch, dass Europa auf eine neuerliche Finanzkrise heute schlechter vorbereitet ist, als 2007/08, als es über so gut wie keine finanzpolitischen Abwehrmittel nennenswerter Risikobekämpfung verfügte, vor allem im privaten Bankensektor. Gleichwohl eine Reihe von Risiken in den europäischen Volkswirtschaften schlummern, die auch für diese Volkswirtschaften und dem Euro zu einem ernsten Problem werden können und wozu der Brexit ein übriges beiträgt, wird Europa allein, ohne Einflüsse von aussen, vor allem aus dem Dollar-Raum kaum eine ernsthafte Krise seiner marktwirtschaftlchen Basis erleben.
Eine Euro-Krise, die aus dem hohen
Verschuldungsgrad einiger europäischer Staaten hervorgehen kann,
reicht also nicht aus, um die Marktwirtschaft in ihrer derzeitigen
Transformationsphase fundamental zu erschüttern. Argumentiert
man weiter mit wirtschaftlichen Kenngrößen, dann sieht es
auch im Dollar-Raum ähnlich aus; eine Krise ist nicht in
Sicht.
Solange ein globaler Überhang an Ersparnissen
existiert, solange Staatschulden mit privatem Besitz und Vermögen
verrechnet werden, sollte auch in den USA der Anstieg der Renditen an
den Rentenmärkten auf einem vernüftigen Niveau abgebremst
werden. Denn nach Lehrmeister Meinung nimmt der Wettbewerb um das
Sparkapital mit steigenden Zinsen ja zu wie sich auch die
Risikobereitschaft globaler Investoren entlang eines steigenden
Außenwerts des US-Dollars entwickelt.
Neben diesen verfügen die Finanzmärkte noch über eine ganze Reihe anderer Beruhigungspillen, ein Gleichgewicht finanzmarkttechnischer Allokationen zu simulieren, trotz, oder vielleicht auch gerade wegen zunehmenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten, einer schier ausufernden Staatsverschuldung und eines eskalierenden nationalen Protektionismus, dem sich Rezessionen in Schwellenländern und Handelshemmnisse ebenso verdanken wie enorme Aufwendungen, eine global vernetzte, feingliedrige Just-in-Time-Produktion mit fragilen Wertschöpfungsketten aufrecht zu erhalten.
Was einer fundamentalen Krise zudem entgegenwirkt ist, dass in solchen Risikozeiten Investoren nicht nachlassen, die Märkte mit liquiden Mitteln zu versorgen, dann eben um eine erhöhte Risikoprämie.
Derivate der politischen Ökonomie
Wir erinnern vorausschickend noch einmal daran, dass wir mit dem Begriff der politischen Ökonomie unsere westlichen Marktwirtschaften adressieren, insofern sie einen hohen Anteil an politischer Einflussnahme mit direkten, zeitlich unmittelbaren, mittel- oder langfristigen ökonomischen Folgen beinhalten. Das ist um so wichtiger, als eine Differenzierung z.B. zwischen der sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik mit ihrem hohen Grad an Politik mit etwa der US-amerikanischen Wirtschaft sowohl auf politischer wie auf ökonomischer Ebene nur schwerlich ohne die Bestimmung politischer Einflussnahme gelänge.
Der Anteil des Staates an der gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung
lag im Jahr 2017 selbst in den USA bei 38,1% zu 44,5% in der
Bundesrepublik. Vergleicht man beide Zahlen miteinander,
werden die wahren Unterschiede damit aber nicht deutlich.
Generell
bezeichnet der Staatsanteil jenen Anteil des öffentlichen
Sektors an den gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten, also genauer
gesagt, die Staatsquote. Die kann aufgrund unterschiedlicher
Berechnungsgrundlagen stark abweichen. Einmal bezeichnet die
Staatsquote das Verhältnis der Staatsausgaben zum Sozialprodukt.
Setzt man die gesamten Staatsausgaben, einschließlich der
Ausgaben zur Sozialversicherung, zum Bruttosozialprodukt zu
Marktpreisen in Beziehung, ergibt sich die allgemeine Staatsquote,
die häufig als Indikator der gesamtwirtschaftlichen Aktivität
des Staates angesehen wird.
Man erkennt schnell, dass die Krux hierbei schon darin liegt, wie man die Marktpreise für die Ausgaben zur Sozialversicherung bestimmt. Denn bei der Berechnung des optimalen Budgets wird dasjenige Volumen des öffentlichen Budgets, bei dem der Grenznutzen der bereitgestellten öffentlichen Leistungen mit den Grenzkosten übereinstimmt, die durch den erforderlichen Verzicht auf private Güter, sprich Einkommen anfallen, in Beziehung gesetzt. Dabei geht der Staat davon aus, dass die Leistungen, die er für seine Bürger erbringt und die nicht direkt im Wettbewerb zu anderen Anbietern stehen, also nicht-ökonomische, d.h. marktwirtschaftliche Leistungen sind, zu einem Preis „verkauft“, der über die Gesamtsumme der Erwerbseinkommen gerechtfertigt ist.
Fährt also eine 8-Zylinder-Luxuskarosse mit einem Nettoeinkommen von über 1 Mio. Euro jährlich über eine deutsche Autobahn bzw. lässt sich fahren, dann kostet diesem „Ensemble“ die Nutzung gerade so viel, wie einer Alleinerziehenden in prekärer Beschäftigung mit zwei Kindern in einem alten Gebrauchtwagen japanischer Kleinwagenproduktion. Uns geht es an dieser Stelle nicht um eine „Gerechtigkeitsdiskussion“, sondern allein um die Frage, ob die Leistungen des Staates für seine Bürger „gerecht“, also wirklich zu Marktpreisen berechnet sind; das sind sie also bis hierher schon mal nicht. Denn während der eine sich solche Leistungen gerne leistet, zumal sie für ihn durch die Allgemeinkostenrechnung erschwinglich sind, ist das in anderen Fälle gerade nicht so.
Je nach Fragestellung werden die gesamten Staatsausgaben in Teilaggregate aufgegliedert, aber immer auf das Sozialprodukt bezogen. Das Ergebnis sind spezielle Staatsquoten, die jeweils eigener Interpretation bedürfen. Eine erste, falsche Interpretation der allgemeinen Staatsquote ist, das der Staat 2017 z.B. 44,5% des Bruttosozialprodukts (BSP) in Anspruch bzw. in seine Kassen abgeschöpft habe. Das vergisst, dass in den Gesamtausgaben des Staats auch die Transferzahlungen und Subventionen enthalten sind, die sich in den Berechnungsgrößen des privaten Konsums und der privaten Investitionen niederschlagen, nicht aber eigenständig in die Berechnung des Bruttosozialprodukts eingehen.
Rechnerisch ist also die allgemeine Staatsquote
eine unechte Quote, da nicht alle Teilmengen des Zählers im
Nenner enthalten sind. Genauer wird der Quotient, wenn man die
spezielle Staatsquote betrachte, die in den Ausgaben für Güter
und Dienstleistungen zu einem entsprechenden BSP enthalten sind. Dann
halbiert sich in etwa die Staatsquote. Werden davon noch staatliche
Vorleistungen für den privaten Sektor in Abzug gebracht,
verringert sich die Quote zusätzlich.
Ganz allgemein kann man
festhalten: werden die gesamten Staatsausgaben zum Sozialprodukt in
Beziehung gesetzt, so spricht man von allgemeiner Staatsquote. Werden
dabei nur Teile bzw. Aggregate der Staatsausgaben, z.B.
Verteidigungsausgaben, Sozialausgaben etc. herangezogen, so spricht
man von speziellen Staatsquoten oder Strukturquoten. Werden diese in
jeweiligen Preisen ermittelt, spricht man von nominalen S. Werden
diese um die Preiskomponente bereinigt, erhält man reale
Staatsquoten.
Bei der Betrachtung der langfristigen Entwicklung
von Staatsquoten ergibt sich für ganz Europa ein Anstieg während
der Finanzkrise 2007/08. Im Jahr 2017 lag sie in der EU bei rund 45,8
Prozent und in der Euro-Zone bei rund 47,1 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts.
Veränderungen haben sich nach der
Finanzkrise hauptsächlich im Bereich der Sozialversicherung
ergeben.
Bei der Beurteilung der Staatsquoten sind also stets
besondere Gesichtspunkte zu berücksichtigen, die eine wirkliche
Beurteilung bzw. politische Bewertung maßgeblich bestimmen. So
gibt die allgemeine Staatsquote den Indikator für die
ausgabenwirksame Staatstätigkeit, was ja zunächst einmal
von einer gewissen staatlichen Bereitschaft, zum allgemeinen Wohl
einer Gesellschaft beizutragen zeugt. In wie fern dieser Einsatz
wirtschaftlich sinnvoll und effektiv ist, ist damit nicht gesagt.
Gesagt ist mit diesem Indikator, dass zwar nicht in der Höhe des
Quotienten der Staat das Sozialprodukt für sich in Anspruch
nimmt, aber die Kontrolle über die Finanzströme in eben
dieser Höhe.
Bewerten wir den Indikator im Sinne einer normativen Entscheidungshilfe zur Bestimmung des optimalen Staatsanteils, dann müssen wir festhalten, dass die Bürger der Bundesrepublik die Kontrolle von fast der Hälfte aller Finanzströme abgetreten haben und dass darüber hinaus im Sinne einer Grenznutzenrechnung der Staat der Meinung ist, dass er in der Hälfte aller Finanzangelegenheiten die „bessere“ Alternative als eine marktwirtschaftliche Lösung der Aufgaben ist.
Natürlich ist eine marktwirtschaftliche
Lösung im Aggregat Verteidigungsausgaben in
Industriegesellschaften schwerlich vorstellbar. Ob man zur
Verteidigung nationaler Grenzen unbedingt Langstreckenbomber und
Flugzeugträger braucht, sei dahin gestellt. Sehen wir die
US-Streikräfte aber als Teil einer internationalen Allianz, die
auch die Globalisierung der westlichen Industrienationen und deren
Rohstoffresourcen, Handelswege und industriellen
Wertschöpfungsnetzwerke sichern hilft, ergibt sich
wirtschaftlich betrachtet ein anderes Bild.
Bleibt man im Bild der
„militärischen“ Verteidigung , so versteht man auch
den um etwa das Vierfache höheren Staatsanteil der USA gegenüber
Deutschland bei den Verteidigungsausgaben und deren Aufforderung,
mehr darin zu investieren, da das Funktionieren globaler Wirtschaften
auch ein entsprechendes Engagement erfordert.
Will man aber die globalen Wertschöpfungsketten und Handelswege einer digital vernetzten Welt schützen, ergibt sich wiederum ein anderes Bild mit völlig veränderten Bildkonzeptionen. Digitalen Handel und Wertschöpfung kann man militärisch – außer durch verstärkten Einsatz digitaler Kriegsführung gegen Cyberspionage und -angriffe auf die Datennetze und Cloud-Systeme – nicht schützen; Marine, Luftwaffe und Heer sind hier völlig macht- und sinnlos.
Würde man die Ausgaben für das Militär etwa durch friedensstiftende bzw. friedenserhaltende Ausgaben ersetzen, blieben es doch Ausgaben. Bei der Berechnung von Staatsausgaben aber muss bedacht werden, dass es sich hierbei in den überwiegenden Fällen um transgenerative Ausgaben handelt. Dabei ist zu verstehen, dass Ausgaben im umgangssprachlichen Sinne nicht identisch mit solchen Staatsausgaben. Umgangssprachlich wird dabei stets ein Geldabfluss, also eine direkte Auszahlung gemeint, die im betriebswirtschaftlichen Sinne bzw. im Rechnungswesen jedoch, abweichend vom Alltagsverständnis, in einem anderen, streng definierten Sinn verwendet wird.
Dort wird unter Ausgaben ein Geldausdruck für gekaufte Sachgüter und Leistungen, die z. B. auf ein Konto: Bezahlung von Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen erfasst werden und somit den Zugang an Sachgütern und Leistungen bezeichnen, deren Bezahlung gegenüber Auszahlungen zeitlich auseinander fallen. Wenn also in der Wirtschaft der Besitz von Produktionsfaktoren, also Sachgütern und Dienstleistungen, bilanziert werden, können Unternehmer folglich sofort den Leistungsprozess bzw. die Produktion mit den zugegangenen Produktionsfaktoren durchführen, bezahlen diese aber bei einer zukünftigen Fälligkeit. Auf diese Weise entstehen Forderungen des Lieferanten an den Unternehmer.
Strukturell ist dies entsprechend auch bei den meisten Staatsausgaben. Denn die öffentlichen Aufgaben werden oft durch staatliche Normsetzung bzw. Gesetze und Verordnungen erfüllt, die einen steigenden oder fallenden Staatsanteil im Aggregat für die kommende bzw. die kommenden Generationen einschließt. Das können Ausgaben für die Beseitigung von Atommüll, den Kampf gegen und die Folgen der Erderwärmung wie Mütterrente und marode Straßen und Brücken sein.
Bedenken sollte man bei der Ermittlung der Staatsquote auch, dass zur Erreichung bestimmter finanzpolitischer Ziele Ausgaben und Einnahmen auch alternativ eingesetzt werden können, wie z.B. Subventionsausgaben anstelle von Steuervergünstigungen und vice versa. Qualitativ gleichartige finanzpolitische Aktivitäten können sich damit einmal erhöhend und einmal vermindernd auf die Staatsquote auswirken, da Subventionen und auch Transferzahlungen – wie oben bereits vermerkt – nicht eigenständig in die Berechnung des Bruttosozialprodukts eingehen.
Schlussendlich sei darauf verwiesen, dass die Veränderung der nominellen Staatsquote keineswegs eine gleich hohe Veränderung der realen Staatsquote bedeutet. In der Regel steigen die Preise der vom Staat nachgefragten Güter zur Bereitstellung öffentlicher Leistungen, vor allem die Personal- und Baukosten stärker als im privaten Wirtschaftsbereich, wobei die Produktivitätszuwächse im öffentlichen Sektor zugleich vergleichsweise geringer sind, bei strukturell gleichen Kostenanstiegen. Wenn Kosten steigen bei gleichzeitig stagnierender Produktivität ist ein Vergleich zwischen staatlicher und privatökonomischer Leistung nur schwer möglich, da kein privater Sektor auf Dauer sich dieses Missverhältnis in seinem Bereich erlauben könnte.
Demnach wäre damit auch eine überproportionale nominelle Erhöhung des Staatsanteils erforderlich, um die gleiche reale Staatsquote beizubehalten, was eine erhebliche Schwierigkeit bei der langfristigen Entwicklung der Staatstätigkeit im Vergleichsmaßstab vorangehender Jahre darstellt6 .
Da auch der Staat die Ausgaben seiner Leistungen in betriebswirtschaftlichen Größen berechnet und bilanziert, diese aber zugleich in Form einer Deckungsbeitragsrechnung auf folgende Generationen abzinst, fallen alle nicht-abzinsbaren Folgekosten seiner politischen Entscheidungen aus der Staatsquote einfach heraus. Will man also einen umfassenderen als einen rein ökonomischen Krisenbegriff entwickeln wie wir dies mit dem Begriff der Krise der politischen Ökonomie versuchen, dann ist die ökonomische Sichtweise auf die politische zu transzendieren.
Die Ökologie leidet am meisten darunter, dass ihre sachliche Richtigkeit, etwa dass die Erderwärmung die Menschheit und den Planeten Erde vor ökonomische wie auch vor politische, soziale und kulturelle Probleme, aber auch vor irreversible biologische Folgen menschlichen Handelns stellt, aus Sicht der Ökonomie in messbaren Größen nicht darstellbar und also auch politisch nicht präzise fassbar sind. Schätzungen, was die Erderwärmung von z.B. 1,5 Grad C. kostet, sind ‚ridicules‘, zeigen die Grenzen der Seriosität rechnerischer Methoden in der politischen Ökonomie.
Andere Derivate der politischen Ökonomie, deren Liste viel zu lang ist, um hier auch nur andeutungsweise aufgenommen zu werden, wie etwa die Entsorgung von Atommüll, von Müll und Abfall aus den Meeren und den Böden, chemische Kontaminationen im Grundwasser, in der Luft, in Böden etc., Hunger, Armut und Migrationen, die Folgen politischer Ökonomie sind, die Abholzung von Regenwäldern u.v.a.m. sind wirtschaftlich nicht mit Methoden der Grenzkostenrechnung oder anderen rechnerischen Methoden zu erfassen.7
Anmerkungen:
1 Im
Jahr 1825 brach nach sozialistischer Lesart die erste zyklische
Überproduktionskrise des industriellen Kapitalismus in England
aus.
In Deutschland wirkte sich diese Krise erst 1848 aus.
Weitere Weltwirtschaftskrisen entstanden 1929-1932.
Die
wichtigsten Krisen in der Bundesrepublik:
1966/67 - Erste
Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik. (1967: Gesetz
zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der
Wirtschaft in der Bundesrepublik.).
1974/75 - Zweite
Wirtschaftskrise. 1975 - Beginn der
Massenarbeitslosigkeit.
Wirtschaftskrise 1981/82 und 1992/93.
2 Im
Monopolkapitalismus wird im Unterschied zur Krise der
Industriegesellschaft der Funktionsmechanismus des klassischen
Krisenzyklus gestört. Bereits das private Monopol entwickelte
neue Formen der Kapitalentwertung und -vernichtung außerhalb
der zyklischen Krisen. Dazu zählte die Umverteilung des
Gesamtprofits zugunsten der Monopole und damit eine Entwertung des
nicht-monopolisierten Kapitals.
Im staatsmonopolistischen
Kapitalismus erscheint die Krise durch Subventionierung des
Monopolkapitals, d.h.durch wachsenden Einsatz von staatlichem
Kapital, das nicht auf hohe Verwertung angewiesen ist. Toxische
Kredite durch Subventionierung von kleineren Produktionseinheiten,
die sonst nicht im globalen Wettbewerb bestehen könnten mit den
Folgen zunehmender staatlicher Rekapitalisierung von Banken erkennen
wir auch aktuell am Beispiel der chinesischen Staatswirtschaft.
3 Die IS-Funktion, auch IS-Gleichung oder IS-Kurve genannt, ist ein volkswirtschaftliches Modell der Makroökonomie. Sie stellt die Menge aller Kombinationen von Zinssatz und Volkseinkommen dar, bei denen ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt besteht.
4 Risikoaktiva ist ein Begriff aus dem Kreditwesen, der als bankaufsichtsrechtlicher Sammelbegriff alle mit Eigenkapital zu unterlegenden, risikobehafteten Bankgeschäfte umschreibt.
5 Das Offenmarktgeschäft ist ein wichtiges Werkzeug der Europäischen Zentralbank, um den Zins und die Liquidität auf den Geldmärkten zu steuern. Wenn die Zentralbank von den Geschäftsbanken Wertpapiere kauft, erhalten diese dafür Geld von der Zentralbank, welches sie beispielsweise zur Kreditvergabe oder Stärkung der Eigenkapitalbilanz nutzen können. Umgekehrt wird dem Markt Liquidität entzogen, wenn die EZB den Geschäftsbanken Wertpapiere überlässt und diese dafür zahlen müssen. Es werden vier verschiedene Offenmarktgeschäfte unterschieden. Das Hauptrefinanzierungsgeschäft ist das wichtigste Offenmarktgeschäft der EZB. Dabei stellt sie den Geschäftsbanken Geld, für den Zeitraum von einer Woche, zur Verfügung, wenn die Banken die geforderten Sicherheiten, in Form von Wertpapieren, hinterlegen. Das längerfristige Refinanzierungsgeschäft, welches auch zum Offenmarktgeschäft gehört, erlaubt den Kreditinstituten die Aufnahme von Zentralbankkrediten, mit einer Laufzeit von 3 Monaten. Auch die Feinsteuerungsoperationen, mit denen den Banken für einen sehr kurzen Zeitraum Liquidität zugeführt oder abgezogen wird, und die strukturellen Operationen, bei denen die Liquidität für einen längeren Zeitraum angepasst werden soll, gehören zum Offenmarktgeschäft der EZB. (boersennews.de)
6 Peffekoven, R., Öffentliche Finanzen, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 1, 4. Aufl., München 1990, S. 475 ff.
7 Uns geht es in diesem Zusammenhang lediglich um den Aspekt der Verlagerung der Folgen politisch-ökonomischer Entscheidungen auf andere Generationen, in andere Regionen und Gesellschaften, in zeitlich und räumlich nicht erfassbare Felder. Einher mit dieser Dislokation geht stets auch die Verlagerung von Verantwortung aus den Entscheidungskontexten - was wir in einem späteren Zusammenhang eingehender diskutieren werden.
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