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Vom verschwundenen Nichts bei Kant

Michael Seibel • »... obgleich an sich von nicht sonderlicher Erheblichkeit«   (Last Update: 21.11.2017)

Schöpfung und Täuschung sind die beiden zentralen philosophischen Themen, die den, der über sie nachdenkt, in Kontakt mit dem Nichts bringt. Vergegenwärtigen wir uns Kants Problem:

Der Kant der Kritik der reinen Vernunft betreibt Erkenntnistheorie. D.h. er hält vor allem die Frage für ungelöst: Was macht unsere Erkenntnis sicher? Was erlaubt, Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden? Was macht, daß unser Wissen sich nicht als nichts, als Nichtigkeit erweist? Er stellt grundlegend keine andere Frage als Platon in den Sophistes.


In der philosophischen Landschaft seiner Zeit sieht er sich dabei zwei sich widersprechenden Positionen gegenüber. Der Rationalismus eines Descartes behauptet, daß die Sinne uns jederzeit täuschen können und daß es allein Verstandesleistungen sind, die unser Wissen begründen. Für Descartes ist alle Erkenntnis Vernunfterkenntnis.


Der Empirismus eines Hobbes, Bacon oder Locke behauptet dagegen, daß der gesamte Inhalt unserer Ideen und Begriffe und all unsere Kausalaussagen auf Erfahrung beruhen.

Damit kommt allerdings die Frage auf, ob nur einzelne Tatsachen oder auch die Verbindungen zwischen den Tatsachen, wie wir sie in Form von Kausalgesetzen behaupten, erfahren werden.

David Hume ist dabei bekanntlich besonders skeptisch. Ihm zufolge erweisen sich sämtliche Gesetze, die wir für ewige Wahrheiten halten, letztlich als reine Denkgewohnheiten. Nichts sichert uns dagegen, daß sie sich jederzeit als nur beschränkt richtig erweisen.


Kant stimmt nun dem Empirismus zu, daß das Denken ohne Anschauungen keinen Inhalt hat. Er stimmt jedoch auch der Humeschen Erkenntnis zu, daß Erfahrungstatsachen allein keine Gesetze liefern. Bestimmte Leistungen, die das Denken selbst bereits mitbringen muß und die selbst nicht aus der Erfahrung stammen, sind nötig, um Erfahrungen miteinander zu verknüpfen und Wissen daraus zu machen.


„Die Ordnung und Regelmäßigkeit an den Erscheinungen, die wir Natur nennen, bringen wir selbst hinein, und würden sie auch nicht darin finden können, hätten wir sie nicht, oder die Natur unseres Gemüts ursprünglich hineingelegt.“1


oder schärfer formuliert:

„Die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung, und haben darum objektive Gültigkeit in einem synthetischen Urteile a priori.“2


Dies letzte Zitat wird gleich noch klarer.


Die Kritik der reinen Vernunft untersucht also die (apriorischen) Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis, als da sind: alles, was erscheint, kann nicht anders als in Raum und Zeit erscheinen. Also werden Raum und Zeit als reine Anschauungen beschrieben. Kant nennt das die transzendentale Ästhetik.


Nach Kant bildet allein der Verstand die Strukturen der Erfahrungswirklichkeit.3 Um Sinneswahrnehmungen strukturieren zu können, bedient sich der Verstand seines Urteilsvermögens, das auf seinem aktiven, spontanen Vermögen fußt, Begriffe zu bilden, die nicht aus der Erfahrung abgeleitet sind, sondern umgekehrt dazu dienen, die Erfahrungsdata und Vorstellungen zu ordnen und zu vereinigen.

„Begriffe gründen sich also auf der Spontaneität des Denkens, wie sinnliche Anschauungen auf der Rezeptivität der Eindrücke. Von diesen Begriffen kann der Verstand keinen anderen Gebrauch machen, als dass er urteilt.“4

Denn:

„Also ist die Erkenntnis eines jeden, wenigstens des menschlichen Verstandes, eine Erkenntnis durch Begriffe, nicht intuitiv, sondern diskursiv [begrifflich].“5


Reine Verstandesbegriffe, Kategorien, Schemata und Grundsätze sind erforderlich. Das untersucht Kant in der transzendentalen Logik. Wie hat man sich das genau vorzustellen? Wie können aus sinnlichen Wahrnehmungen Erfahrungsurteile werden? Das versucht Kant in der transzendentalen Deduktion der Verstandesbegriffe, einem Hauptteil der transzendentalen Logik zu zeigen.


Seine Argumentation dabei: Kant nennt das Vermögen des Verstandes, aus den sinnlichen Wahrnehmungen durch Synthesis klare Vorstellungen zu bilden, die „Apperzeption“. Es handelt sich um ein spontanes Vermögen des Subjekts. Daher bestimmt Kant die Apperzeption auch als Selbstbewußtsein.


„Das Bewusstsein seiner selbst (Apperzeption) ist die einfache Vorstellung des ich, und, wenn dadurch allein alles Mannigfaltige im Subjekt selbsttätig gegeben wäre, so würde die innere Anschauung intellektuell sein.“6

„Das: Ich denke, muss alle meine Vorstellungen begleiten können; denn sonst würde etwas in mir vorgestellt werden, was gar nicht gedacht werden könnte, welches eben so viel heißt, als die Vorstellung würde entweder unmöglich, oder wenigstens für mich nichts sein. “7


„Und so ist die synthetische Einheit der Apperzeption der höchste Punkt, an dem man allen Verstandesgebrauch, selbst die ganze Logik, und, nach ihr, die Transzendental-Philosophie heften muss, ja dieses Vermögen ist der Verstand selbst.“8


Das Selbstbewußtsein wird also bei Kant zum Bürgen für die Konsistenz der Wirklichkeit, indem das Denken bestimmten Grundsätzen folgt, so etwa:

„Alle Anschauungen sind extensive Größen“9, „In allen Erscheinungen hat das Reale, was ein Gegenstand der Empfindung ist, intensive Größe, d.i. einen Grad“10,
Die Analogien: „Erfahrung ist nur durch die Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung der Wahrnehmungen möglich.“11 , „Bei allem Wechsel der Erscheinungen beharret die Substanz, und das Quantum derselben wird in der Natur weder vermehrt noch vermindert.“12, „Alle Veränderungen geschehen nach dem Gesetze der Verknüpfung der Ursache mit der Wirkung.“13 , „Alle Substanzen, so fern sie im Raum als zugleich wahrgenommen werden können, sind in durchgängiger Wechselwirkung.“14
Die Postulate:
„1. Was mit den formalen Bedingungen der Erfahrung (der Anschauung und den Begriffen nach) übereinkommt, ist möglich.
2. Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt, ist wirklich.
3. Dessen Zusammenhang mit dem Wirklichen nach allgemeinen Bedingungen der Erfahrung bestimmt ist, ist (existiert) notwendig.“15


Kant versteht sich gegen Descartes ausdrücklich als einen Realisten in Bezug auf die Existenz der äußeren Welt.16


Dabei stellt Kant allerdings heraus, daß sich das Denken vor Widersprüche gestellt sieht17, indem es seinem Wesen entsprechend vom Bedingten zum Bedingenden fortschreitet18, ohne dabei auf Letztbegründungen zu stoßen.19 Solche umfassenden Einheitsideen sind die Idee der Seele als unbedingte Einheit des denkenden Subjekts, der Welt als Einheit der Bedingungen der Erscheinungen, Gottes als letztem Grund aller denkbaren Gegenstände überhaupt.

Aussagen über jede der drei transzendentalen Ideen, die sich durch keine Erfahrung belegen lassen, führen zu Fehlurteilen20 und zu nicht auflösbaren Widersprüchen, zu Antinomien, bei denen Kant sowohl für die These wie für die Antithese gleich zwingende Argumente findet.


„Denn das regulative Gesetz der systematischen Einheit will, dass wir die Natur so studieren sollen, als ob allenthalben ins Unendliche systematische und zweckmäßige Einheit, bei der größtmöglichen Mannigfaltigkeit, angetroffen würde.“21


Damit liefert Kant entlang der Frage von Wahrheit und Irrtum, der Frage nach den Grenzen von Gewißheit zugleich eine Neubestimmung der Metaphysik. Kant bietet an, metaphysische Fragen, also Fragen des nach Erkenntnis des Unbedingten strebenden Denkens, erkenntnistheoretisch zu beantworten oder zumindest einzugrenzen.


Kant will darauf hinaus: Es gibt einen begrenzten Bereich von Gewißheit, innerhalb dessen sich wahr und falsch sicher unterscheiden lassen. Diese Grenzen sind klar erkennbar. Und jeder denkende Mensch ist letztlich selbst in der Lage, diese Grenzen zu erkennen und im Binnenraum sicher zu urteilen. Kant ist in diesem Sinn ein Aufklärer und kein Systemdenker.


Welche Bedeutung hat dabei für Kant das Nichts? Offenbar eine äußerst begrenzte.

Die einschlägige Stelle in der Kritik der reinen Vernunft lautet vollständig:


»Ehe wir die transzendentale Analytik verlassen, müssen wir noch etwas hinzufügen, was, obgleich an sich von nicht sonderlicher Erheblichkeit, dennoch zur Vollständigkeit des Systems erforderlich scheinen dürfte.

Der höchste Begriff, von dem man eine Transzendentalphilosophie anzufangen pflegt, ist gemeiniglich die Einteilung in das Mögliche und Unmögliche. Da aber alle Einteilung einen eingeteilten Begriff voraussetzt, so muß noch ein höherer angegeben werden, und dieser ist der Begriff von einem Gegenstande überhaupt (problematisch genommen, und unausgemacht, ob er Etwas oder Nichts sei). Weil die Kategorien die einzigen Begriffe sind, die sich auf Gegenstände überhaupt beziehen, so wird die Unterscheidung eines Gegenstandes, ob er Etwas, oder Nichts sei, nach der Ordnung und Anweisung der Kategorien fortgehen.


1. Den Begriffen von Allem, Vielem und Einem ist der, so alles aufhebt, d. i. Keines, entgegengesetzt, und so ist der Gegenstand eines Begriffs, dem gar keine anzugebende Anschauung korrespondiert, = Nichts, d. i. ein Begriff ohne Gegenstand, wie die Noumena, die nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden können, obgleich auch darum nicht für unmöglich ausgegeben werden müssen, (ens rationis,) oder wie etwa gewisse neue Grundkräfte, die man sich denkt, zwar ohne Widerspruch, aber auch ohne Beispiel aus der Erfahrung gedacht werden, und also nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden müssen.

2. Realität ist Etwas, Negation ist Nichts, nämlich, ein Begriff von dem Mangel eines Gegenstandes, wie der Schatten, die Kälte, (nihil privativum).

3. Die bloße Form der Anschauung, ohne Substanz, ist an sich kein Gegenstand, sondern die bloß formale Bedingung desselben (als Erscheinung), wie der reine Raum, und die reine Zeit, die zwar Etwas sind, als Formen anzuschauen, aber selbst keine Gegenstände sind, die angeschaut werden (ens imaginarium).

4. Der Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst widerspricht, ist Nichts, weil der Begriff Nichts ist, das Unmögliche, wie etwa die geradlinige Figur von zwei Seiten, (nihil negativum).


Die Tafel dieser Einteilung des Begriffs von Nichts (denn die dieser gleichlaufende Einteilung des Etwas folgt von selber,)' würde daher so angelegt werden müssen:


Nichts, als

1. Leerer Begriff ohne Gegenstand, ens rationis.

2. Leerer Gegenstand eines Begriffs, nihil privativum.

3. Leere Anschauung ohne Gegenstand, ens imaginarium.

4. Leerer Gegenstand ohne Begriff, nihil negativum.


Man sieht, daß das Gedankending (n. 1.) von dem Undinge (n.4.) dadurch unterschieden werde, daß jenes nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden darf, weil es bloß Erdichtung (obzwar nicht widersprechende) ist, dieses aber der Möglichkeit entgegengesetzt ist, indem der Begriff sogar sich selbst aufhebt. Beide sind aber leere Begriffe. Dagegen sind das nihil privativum (n. 2.) und ens imaginarium (n. 3.) leere Data zu Begriffen. Wenn das Licht nicht den Sinnen gegeben worden, so

kann man sich auch keine Finsternis, und, wenn nicht ausgedehnte Wesen wahrgenommen worden, keinen Raum vorstellen. Die Negation sowohl, als die bloße Form der Anschauung, sind, ohne ein Reales, keine Objekte.«22


Der Fluß der Erfahrung versiegt nie, und die apriorischen Denkstrukturen sind schlechterdings gegeben.23

Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“

Das Nichts, die Leere und die Blindheit, befindet sich im Wesentlichen außerhalb der sicheren Grenzen des Denkens. Diesseits gibt es nur Sein, Gewißheit und Wahrheit.


Fassen wir kurz zusammen. Wo steht das Denken mit Kant? Erkenntnistheorie wagt sich auf das Feld der Metaphysik. Das ist etwas, das die klassische Logik nie beansprucht hätte.

Kant unterscheidet Verstand und Anschauung grundlegend und von daher analytische und synthetische Urteile. Der Verstand ist wesentlich Urteilsinstanz. Das Selbstbewußtsein dagegen ist die spontane Instanz der Synthesis des Mannigfaltigen der Anschauung. Aber es ist nicht der Produzent des in der Anschauung gegebenen Mannigfaltigen. Substanz und Subjekt (Die Seele als „eine Substanz in der Idee, aber nicht in der Realität“24). Daran ist für Kant nichts Beunruhigendes oder Auflösungsbedürftiges. Zeit und Raum sind immer irgendwie gefüllt. Das Bewußtsein ist bestimmt als empfindend und urteilend. Kant ist der Denker der unauflöslichen Differenz von Rezeptivität und Spontaneität, und es geht ihm darum, diese Differenz ein für allemal auseinander zu halten, weil er aus ihr die Grenze bestimmt, innerhalb der im Denken Gewißheit herrscht. Seine optimistische Aussage: Was auch immer in der Zeit dem denkenden Menschen zustößt, falls er es nicht bewältigen sollte, so wird das nicht an seinem Unvermögen liegen, es angemessen zu denken. Und was man richtig denken kann, damit kann man im Prinzip auch richtig umgehen. Das Nichts hat sozusagen keinen echten Zugang zum menschlichen Denken, dies allerdings um den Preis, daß Subjekt und Substanz für das Denken getrennt sind. Kants Begriff des Lebens kommt, etwas überspitzt ausgedrückt, ohne einen Begriff des Todes aus, der bei Kant als eine Sache der „bloßen Erscheinung“25, des „spekulativen Gebrauchs der Vernunft“26 und der Theologie auftaucht.


Aus welchen Richtungen können die Einwände stammen, die gegen Kantische Positionen erhoben wurden?

Wissenszuwachs wird heute in aller Regel aus empirischen Forschungen erwartet. Forschungsetats werden so gut wie nicht für die Diskussion analytischer, methodischer, transzendentaler oder metaphysischer Positionen verausgabt. Auch Grundlagenforschungen sind heute empirische Forschungen. Aber gehört das nicht ziemlich genau in den Bereich der Diagnose Kants? Kant bestand ja darauf: Zuwachs an Wissen ist nur von synthetischen Erfahrungsurteilen zu erwarten. Ist es unterdessen zu einem Rückschritt hinter Kant in Richtung des Humeschen Skeptizismus gekommen? Wird Kausalität wieder als verkappte Gewohnheit denunziert? Es sieht nicht danach aus. Wenn Kausalitätsvorstellungen in den Naturwissenschaften in frage gestellt oder umgedeutet wurden, dann durch statistische Beschreibungen, sozusagen durch Gewohnheit in Zahlen, ohne daß dadurch der Anspruch auf Geschlossenheit verloren gegangen wäre, aber auch ohne daß Geschlossenheit je erreicht wäre. Aber auch das beschrieb schon Kant. Die Kategorien, Schemata und Grundsätze dürften in Bewegung geraten sein. Für die Dimensionen, in denen die Physik ihre Gegenstände beschreibt, kann sie nicht auf immer schon vorgedachte, apriorische Schemata zurückgreifen, sondern mußte sie sich neue erfinden. Das neue Apriori mußte offenbar erst entdeckt werden. So die Einsteinschen Bestimmungen der Relativität der Zeit. Sind sie einmal beschrieben, beanspruchen sie nicht weniger den Charakter eines Apriori als die Kantischen Zeitbestimmungen. Die Frage, wodurch eigentlich die synthetische Vereinigung des Mannigfaltigen der empirischen Datenmassen zustandekommt, ist heute so aktuell wie zu Kants Zeiten, wenn nicht noch wesentlich brisanter. Nur ist die synthetisierende Instanz heute nicht mehr das Selbstbewußtsein, sondern eine ebenso organisierte wie heteronome und hypothetische Forschergemeinschaft, ein in Dienst genommener Weltgeist.


Andererseits wird das, was bei Kant Bewußtsein hieß, heute in völlig verändertem Licht gesehen, ob als Leben bei Nietzsche, als UBW bei Freud, als Dasein bei Heidegger oder als Existenz bei Sartre. Die einzige Zeit, in der das Kantische Bewußtsein lebte, waren die Zeitbestimmungen, mit deren Hilfe es aus sich heraus seine Sinnlichkeit zu Erfahrung synthetisiert. Der Tod blieb bei Kant eine religiöse Hypothese und ansonsten bedeutungslos.


Der Mensch wurde als Subjekt des Wissens, als synthetisierende Spontaneität zum vergeßlichen Gott. Als das lebt er heute mit etwas Glück umgeben von Computern, die sich an seiner Stelle nicht mehr und nicht weniger merken, als man ihnen beigebracht hat, und die die Faktenwelt nach Schemata ordnen, an deren letzten Grund sich die Menschen so wenig vollständig erinnern wie an die Gedanken Gottes bei der Schöpfung.


Und zu was wurde der Mensch in den kontingenten Grenzen seiner Lebensäußerungen, die nur vorzustellen sind, wenn man nach dem Menschen ebenso in einer Favela in Rio wie in einem italienischen Restaurant in New York sucht, bei der Arbeit, im Wochenbett oder auf der Intensivstation eines Hospitals oder mit einer Kugel im Bauch und blind vom Chlorgas in Ypern und wenn man sich am Ende zu all dem obendrein noch vorstellt, daß es ein anderes Subjekt des Wissens nicht gibt, als diesen ewigen Schwächling, aus dem nie ein Atlas wird, dem man die Welt auf die Schultern legen könnte und es doch keinen anderen Platz gibt, sie abzulegen als dort.


Anmerkungen:

1 Kant, KrV A 125

2 Kant, KrV B 197

3 „Allein die Verbindung (conjunctio), eines Mannigfaltigen überhaupt, kann niemals durch Sinne in uns kommen, und kann also auch nicht in der reinen Form der sinnlichen Anschauung zugleich mit enthalten sein; denn sie ist ein Actus der Spontaneität der Vorstellungskraft.“ (B 130)

4 Kant, KrV, B 93

5 Kant, KrV, B 93

6 Kant, KrV, B 69

7 Kant, KrV, B131–132
Später bei der Vorstellung der synthetischen Grundsätze merkt Kant an: "Das Bewußtsein meiner selbst in der Vorstellung Ich ist gar keine Anschauung, sondern eine bloß intellektuelle Vorstellung der Selbsttätigkeit eines denkenden Subjekts. Daher hat dieses Ich auch nicht das mindeste Prädikat der Anschauung, welches, als beharrlich, der Zeitbestimmung im inneren Sinne zum Korrelat dienen könnte: wie etwa Undurchdringlichkeit an der Materie, als empirischer Anschauung, ist." (Kant, KrV, B 278)

8 Kant, KrV, Anm. B 134

9 Kant, KrV, B 202

10 Kant, KrV, B 207

11 Kant, KrV, B 218

12 Kant, KrV, B 224

13 Kant, KrV, B 232

14 Kant, KrV, B 256

15 Kant, KrV, B 265–266

16 „Lehrsatz
Das bloße, aber empirisch bestimmte Bewußtsein meines eigenen Daseins beweiset das Dasein der Gegenstände im Raum außer mir.
Beweis
Ich bin mir meines Daseins als in der Zeit bestimmt bewußt. Alle Zeitbestimmung setzt etwas Beharrliches in der Wahrnehmung voraus. Dieses Beharrliche aber kann nicht etwas in mir sein, weil eben mein Dasein in der Zeit durch dieses Beharrliche allererst bestimmt werden kann. Also ist die Wahrnehmung dieses Beharrlichen nur durch ein Ding außer mir und nicht durch die bloße Vorstellung eines Dinges außer mir möglich. Folglich ist die Bestimmung meines Daseins in der Zeit nur durch die Existenz wirklicher Dinge, die ich außer mir wahrnehme, möglich. Nun ist das Bewußtsein in der Zeit mit dem Bewußtsein der Möglichkeit dieser Zeitbestimmung nothwendig verbunden: also ist es auch mit der Existenz der Dinge außer mir, als Bedingung der Zeitbestimmung, nothwendig verbunden; d. i. das Bewußtsein meines eigenen Daseins ist zugleich ein unmittelbares Bewußtsein des Daseins anderer Dinge außer mir.“ (Kant, KrV, B 275–276)

17 Und zwar geradezu vor ein inflationäres Gebilde von Irrtümern. Das wird Kants Methodenlehre motivieren.
„Wo aber, wie in der reinen Vernunft, ein ganzes System von Täuschungen und Blendwerk angetroffen wird, die unter sich wohl verbunden und unter gemeinschaftlichen Prinzipien vereinigt sind, da scheint eine ganz eigene und zwar negative Gesetzgebung erforderlich zu sein, welche unter dem Namen einer Disziplin aus der Natur der Vernunft und der Gegenstände ihres reinen Gebrauchs gleichsam ein System der Vorsicht und Selbstprüfung errichte, vor welchem kein falscher vernünftelnder Schein bestehen mag, sondern sich sofort, unerachtet aller Gründe seiner Beschönigung, verraten muss.“ (Kant, KrV, B 739)

18 „Erfahrung ist nur durch die Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung der Wahrnehmungen möglich.“ (Kant, KrV, B 218)


19 „Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in der Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“

20 Der Fehlschluß der rationalen Psychologie lautet:

„Was nicht anders als ein Subjekt gedacht werden kann, existiert auch nicht anders als ein Subjekt und ist also Substanz.“ (Kant, KrV, B 410-411) Aus einer analytischen Voraussetzung wird ein synthetischer Schluß gezogen, was Kant zufolge niemals richtig ist. Entsprechende Fehlschlüsse sieht Kant bei zeitgenössischen Versuchen einer der rationalen Kosmologie und einer rationalen Theologie


21 Kant, KrV, B 728)

22 Kant, KrV, A 289 ff.

23 „Den leeren Raum will ich hiedurch gar nicht widerlegen: denn der mag immer sein, wohin Wahrnehmungen gar nicht reichen, und also keine empirische Erkenntnis des Zugleichseins stattfindet; er ist aber alsdann für unsere mögliche Erfahrung gar kein Objekt.“ (Kant, KrV, B 261)

24 Kant, KrV, A 351

25 Kant, KrV, B 808

26 Kant, KrV, B 809



Foto: monika m. seibel www.photographie-web.de



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